von Alexandra Tuschka
Bei Betrachtung dieses Werkes sehen wir sofort: auch der Bildtitel ist schmeichelnd. Denn das, was wir hier sehen, würden wir heute auf gut deutsch als "Arschkriecher" bezeichnen. Und tatsächlich meint dieses Wort genau das, was hier, ca. 1592, also mehr als 500 Jahre vor unserer Zeit, gemalt wurde: Menschen, die sich einen Vorteil erhoffen, und deshalb jemandem "schmeicheln". In diesem Fall ist das ein Mann mittleren Alters, der nicht mal bei seinem täglichen Geschäft im Freien in Ruhe gelassen wird.
Gerade hat er sich in die Hocke begeben, da kriechen auch schon allerhand weitere Männer, sieben an der Zahl, durch eine viereckige, größere Öffnung an seinem Hintern. Selbst ein Mönch ist dabei, den man noch an seiner Kutte erkennen kann. Der Grund dafür ist rechts ersichtlich. Der Hockende hält nämlich einen prall gefüllten Geldsack in den Händen, aus denen bereits allerhand Münzen herunterfallen. Hier handelt es sich - unschwer zu erkennen - um eine Metapher. Ein altes niederländisches Sprichwort ist bei einer anderen Version des Themas zu sehen: "Weil soviel Geld in meinen Sack fließt, klettert die ganze Welt in mein Loch."
Die Idee zur Komposition stammt dabei nicht von Breughel selbst, sondern von Johannes Wierix. In den Niederlanden des 16. Jahrhundert gab es ein großes Interesse an Sprichwörtern und Redewendungen, die oft schriftlich verbreitet und von Künstlern illustriert wurden. Natürlich ist dabei ein Augenzwinkern intendiert, da der offensichtlich satirische Charakter vieler dieser Bilder auch heute noch verstanden wird. Hier bei der Vorlage verteilt der Mann allerdings seine Münzen großzügig an die Schmeichler, was auf ein gewisses Geben und Nehmen im Verhältnis bzw. der aktiven Einflussnahme durch Geld anspielt.
Pieter Breughel d. J. - Die Schmeichler
Öl auf Leinwand, 1592, 16,7 x 16,9 cm, Leiden Sammlung, Leiden
Johannes Wierix - Man with the Moneybag and His Flatterers
Kupferstich, 1568, 17.8 cm diameter, Ashmolean Museum, Oxford