von Alexandra Tuschka
Na, wo ist denn die Königin von Saba, die dem Bild ihren Namen verlieh? Vermutlich sitzt sie in dem Schiff, welches den unverkennbaren Bildmittelpunkt des Gemäldes darstellt. Die Einschiffung fällt zeitlich mit einem Sonnenuntergang zusammen, der das Bild in ein warmes Licht taucht. Ein paar Boote befinden sich noch auf dem Wasser und an den Uferränden ist reges Treiben zu sehen. Die Architektur sowie Kleidungselemente weisen klar antike Einflüsse auf.
Lorrain, in Lothringen geboren, brachte die meiste Zeit seines Lebens in Rom zu. Dort erfasste ihn eine Sehnsucht nach der Antike , die sich in seinen Gemälden widerspiegelt. Die Landschaft, heroisch verklärt, ist eines von Lorrains Markenzeichen. Sie nimmt, im Vergleich zu den Personen, eine bilddominate Rolle ein. Menschen und konkrete Bildthemen treten hinter ihr zurück und nehmen nur sekundär am Geschehen teil. Durch die Betitelung seiner Bilder nach historischen oder biblischen Ereignissen, wertete der Maler die Bilder im Sinne der Akademie auf.
Dennoch sind Lorrains Landschaften nur selten mit Lebendigkeit durchzogen – vielmehr bietet die Natur eine friedliche Umgebung für ebenso friedliche Menschen, welche gegen deren – auch kompositorische - Übermacht ohnehin wenig auszurichten hätten.
Claude Lorrain - Die Einschiffung der Königin von Saba
Öl auf Leinwand, 1648, 194 x 149 cm, National Gallery in London
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