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Jean-Etienne Liotard - Das Schokoladenmädchen

von Alexandra Tuschka


Es wird als das „schönste Pastell“ der Welt bezeichnet. Nun, da die meisten Künstler zu Ölfarben greifen, scheint das Schokoladenmädchen ohnehin keine große Konkurrenz zu haben.

Wer das schöne Mädchen ist, welches hier das Serviertablett mit einer Tasse Schokolade und einem Glas Wasser ins Bild trägt, ist nicht bekannt. Dass sie „Schokoladenverkäuferin“ war, wie der Gemäldetitel erahnen lässt, ist nur eine der möglichen Interpretationen. Sie könnte auch Anna Balthauf geheißen haben und die Tochter des verarmten Ritters Melchior Balthaufs gewesen sein. Diese war als junge Zofe am Wiener Hof rekrutiert worden, wo das Gemälde zwischen 1743 und 1745 entstand. Dort soll der junge Fürst von Dietrichstein ein Auge auf sie geworfen haben. In einem Rezeptbüchlein von 1913 ist diese Geschichte festgehalten.

In einer besonders romantischen Version dieser Anekdote, wollte der Fürst eigentlich nur in einem Wiener Schokoladengeschäft die neue Köstlichkeit probieren. Als er die schöne Anna, die hier bediente, sah, verliebte er sich sofort. Er betrat seitdem fast jeden Tag das Geschäft, um ihr nahe zu sein. Als sie heirateten bat Fürst Dietrichstein den Hofmaler Jean-Étienne Liotard das Mädchen so zu malen, wie er es kennengelernt hatte.

Auch zweihundert Jahre später hat das Mädchen einen Mann verzaubern können. Diesmal allerdings einen amerikanischen Schokoladenfabrikanten - Henry L. Pierce. Dieser war so fasziniert von dem Motiv, dass er es sich als Markenzeichen eintragen und fortan auf seine Kakaoverpackungen drucken ließ.



Jean Étienne Liotard - Das Schokoladenmädchen

Pastellmalerei auf Pergament, 1743 - 1745, 82,5 cm × 52,5 cm, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden

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