von Alexandra Tuschka
Das Gemälde Bei der Kupplerin führte den 24-jährigen Vermeer in die Thematik der Schenken- und Bordellszenen, die sich auf dem niederländischen Kunstmarkt des 17. Jahrhunderts überaus großer Beliebtheit erfreute. Dabei markiert das Werk nicht nur den Übergang Vermeers von den Historien- zu den Genreszenen, sondern als letztes größeres Bild gleichsam den Wechsel zum danach hauptsächlich gewählten kleinen Format.

Dargestellt ist auf diesem Ölgemälde eine vier Personen umfassende Gruppe, die sich in einem undeutlich gestalteten Raum befindet. Dabei sind die Kupplerin und der dem Betrachter zuprostende Mann am linken Bildrand in dunkle Farben gehüllt und stehen im Kontrast zur Leuchtkraft der Prostituierten und ihres Freiers. Wie in vielen seiner Werke schuf Vermeer eine raumtrennende Barriere mittels eines türkischen Teppichs, der annähernd die Hälfte des Bildes einnimmt. Diese zwischen dem Betrachter und den Figuren erzeugte Distanz hat eine moralisierende Funktion, die vor übermäßigem Alkoholkonsum und sinnlicher Verführung warnt. Genau im Mittelpunkt des Gemäldes wird mit der Bezahlung die zentrale Handlung abgewickelt, worauf sich unter Beobachtung der Kupplerin auch die Blicke der Akteure konzentrieren.
Sogar in diesem frühen Werk findet sich in der Kleidung der jungen Frau und der neben ihr platzierten Weinkaraffe das für Vermeer so typische Spiel von Gelb und Ultramarinblau. Auch deswegen zählt Vermeer heute zu den populärsten niederländischen Künstlern. Zu finden ist dieses Gemälde in Dresden.
Jan Vermeer - Bei der Kupplerin
Öl auf Leinwand, 1665, 143 x 130 cm, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden