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Anton Goubau - Studium der Kunst in Rom

von Thyra Guenther-Lübbers

Der Hintergrund des Werkes bildet ein leicht bewölkter, aber dennoch hellblauer Himmel sowie eine hügelige, italienische Landschaft, in der auch verschiedene Ruinen auszumachen sind. Der Vordergrund ist auffällig in zwei ungleiche Hälften unterteilt. Die, vom Betrachter aus, rechte Szenerie wird von einer Tempel-Ruine bestimmt. Vor und neben ihr sind dort antike Vasen, Torsi, Friese, Medaillons, und ein Brunnen im Bild zu entdecken. Die zwei dargestellten Skulpturen bilden den Herkules Farnese und die Venus Medici nach. Das abgebildete Relief zeigt die Reiterschlachtdarstellung vom östlichen Attikarelief des Konstantinbogens. Vor den beschriebenen Gegenständen befinden sich 13 gut gekleidete, ausschließlich männliche, Figuren. Sie sind stehend, sitzend oder knieend dargestellt und studieren die Ruinen. Nur ein Mann sticht dabei durch seine vollständig schwarze Kleidung sowie seine aufrechte Haltung heraus, vermutlich ist es der Maler, der sich hier selbst porträtierte. An diese Gruppe von Künstlern oder Kunststudenten schließt sich links im Bild eine kleine Herde von Ziegen und Schafen an, die von zwei Hirten und einem Hund bewacht wird. In der linken Hälfte des Bildes ist die dritte und letzte Gruppierung dieses Gemäldes zu erkennen. Die Hütejungen mit ihren Tieren bilden durch ihre, eher vertikal angelegte Ausrichtung, allerdings keine Brücke zwischen den Personenkreisen. Vielmehr trennen sie diese voneinander. Das linke Drittel des Bildes, viel mehr Platz wurde der im Folgenden zu beschreibenden Gruppe vom Maler nicht eingeräumt, ist deutlich dunkler gehalten, als die restliche Fläche des Gemäldes. Auch sind die Umrisse der Gebäude und Figuren hier unschärfer. Diese Gruppe zeigt wieder ausschließlich junge Männer, die sich, dem Wein frönend, hier zu einem Trinkgelage zusammengeschlossen haben. Die ausgelassene Stimmung wird auch durch diverse Instrumente, wie einer Laute oder einem Dudelsack an den Betrachter vermittelt. Auffällig ragen zwei junge, sehr dünne Bäume neben der Gruppe hervor die den Anschein machen nahezu verdorrt zu sein und nur sehr wenig Laub tragen. Sie stehen in Kontrast zu den Bäumen auf der gegenüberliegenden Werksseite, die große grüne Kronen aufweisen. Direkt hinter dem Gelage erhebt sich ein schäbig wirkender Gebäudekomplex, Rechts von diesem platzierte Goubau ein Ensemble aus einem Obelisken, den ein schmales Kreuz krönt und einem Brunnen, an dem eine weiterer Mann eine Ziege tränkt und auf dem der Künstler das Gemälde signierte.


Obwohl die Werke sich in der Realität nicht so nah beieinander befunden haben, und wir es eher mit einem architektonischen Phantasiestück als mit dem echten Rom zu tun haben, lädt das Gemälde auch uns als Betrachter ein, die einzeln und detailliert dargestellten Werke zu studieren. Will man die diversen Schauplätze mit ihren Details genau wahrnehmen, muss der Betrachter definitiv länger vor diesem Bild verweilen, um alles wahr zu nehmen. In keinem Fall bleibt ihm dabei die sehr wahrscheinlich absichtlich kreierte Disharmonie des Werkes verborgen. Genau diese Disharmonie ist es, die verschiedene Interpretationsansätze zu lässt. Entweder soll hier ein und dieselbe Künstlergruppe der „Bentveughel“[1] in zwei verschiedenen Situationen gezeigt werden. Oder aber es wird die Spaltung eben dieser Gruppe thematisiert, die sich in Fleißige und Untätige aufteilte. Zwar ist nicht geklärt, ob Anton Goubau Mitglied der Schildersbent war, doch erhärtet die Tatsache, dass er sich hier, vielleicht sogar als Lehrkörper, in bestem Licht darstellt, die Vermutung des Selbstporträts.


[1] Die „Bentveughel“ war ein Zusammenschluss, hauptsächlich niederländischer Künstler/Maler zwischen 1620 und 1720, in Italien beziehungsweise vornehmlich Rom. Als Landsmänner halfen sich die Künstler im italienischen Ausland untereinander und verhalfen sich beispielsweise zu Wohnungen und Kontakten. Auf Grund des Antiken-Studiums gehörte eine Studienreise, die oftmals zu einem Aufenthalt von mehreren Jahren ausgedehnt wurde, in den Niederlanden zum Guten Ton der Ausbildung eines Malers dieser Zeit. Die Künstlergruppe, die auch als Schildersbent bekannt ist, war aber vor allem wegen ihrer ausschweifenden Feiereien in Italien bekannt und mancherorts nicht wohl gelitten.


Anton Goubau - Studium der Kunst in Rom

Öl auf Leinwand, 1662, 117 x 186 cm, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen

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