von Alexandra Tuschka
Aus einem für den Maler typischen, dunklen Hintergrund erkennen wir zwei Personen. Rechts und im Profil den heiligen Bonaventura der seine Hände gefaltet hat und zu dem Engel in der linken, oberen Bildecke aufsieht. Dieser kommt durch eine durchbrochene Wolkenwand in den recht undefinierten Raum. Er zeigt mit seinem Finger aus dem Bild heraus. Gleich unter ihm auf dem Tisch liegt die Tiara, die kostbare Kopfbedeckung der Kardinäle. Bonaventura war von Papst Gregor X. zum Kardinalsbischof ernannt worden. Diese Szene jedoch ereignete sich so — oder so ähnlich — während der Wahl Gregors X. im Jahr 1271. Da sich die Kardinäle, die hier als Einheit im Hintergrund zu sehen ist, nicht einigen konnte, übertrug sie Bonaventura die Verantwortung. Dieser bat im Gebet um eine Eingebung.
Alles an Bonaventura verkörpert Demut. Nicht nur seine Körperhaltung, auch der Kontrast zur daneben befindlichen Tiara deutet in diese Richtung. Bonaventura lebte im 13. Jahrhundert und war einer der bedeutendsten Heiligen im Spanien des 17. Jahrhundert. Es ist überliefert, es solle die Kommunion in einer Vision empfangen haben - und habe sich selbst dann noch als unwürdig empfunden.
Dieser Moment wird hier vom Maler dargestellt. Im Kontrast zu dieser intimen Szene und der Vision, sehen wir im rechten Bildteil. Das rot des Tischtuches wird rechts im Hintergrund von der Gruppe Kardinälen wieder aufgegriffen. Innen- und Außenraum stehen somit ebenso für die innere Vision und die äußere Welt, die durch eine Öffnung im rechten Bildteil zu sehen ist. Drei weitere, viel dunklere Männer wirken wie eine Mauer zwischen diesen Sphären.
Zubarán wird neben Velazquéz und Murillo als einer der größten spanischen Maler betrachtet. Dieses Werk besticht durch die eindrücklichen Hell-Dunkel-Kontraste und die klare Komposition , die es schafft, Bonaventuras Hinwendung zum Göttlichen in einen realen Kontext zu versetzen.
Francisco de Zurbarán - der heilige Bonaventura im Gebet
Öl auf Leinwand, zwischen 1628 und 1629, 23,9 x 22,2 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Comments