von Alexandra Tuschka
Traurig blickt der junge Mann in dem übergroßen Anzug aus der Leinwand. Sollte er uns nicht eigentlich bespaßen? Wieso reißt er keinen Witz?
„Gilles“ war in Frankreich die übliche Bezeichnung für einen Clown, einen Possenreisser, wahrscheinlich nach dem Akrobaten Gilles le Niais benannt, der im 17. Jahrhundert bekannt war. Zum Entstehungszeitpunkt war diese Figur mit dem „Pierrot“ verknüpft, der Figur des unbedarften Narren, weshalb das Gemälde auch unter diesem Alternativtitel bekannt ist. Dieser gehört zu den angestammten Charakteren der «comedia dell'arte», wie auch vier weitere der hier gezeigten Personen: zu sehen ist der Arzt auf dem Esel, das Liebespaar Leandro und Isabella und der Kapitän. Alle befinden sich im Hintergrund und scheinen miteinander zu kommunizieren – nicht mit Gilles aber womöglich über ihn.
Die Diskrepanz zwischen der zugewiesenen Rolle des Kaspars und der wirklichen Stimmung des Menschen ist augenscheinlich. Es wurde diskutiert, ob in dem melancholischen Protagonisten ein Selbstportrait des Malers gemeint ist, ob hier ein Portrait eines Kollegen oder Freund zu sehen ist, oder ob Gilles aus der Phantasie entstand und stellvertretenden Charakter hat. Das längliche Format ist ungewöhnlich für den Maler.
Denkbar ist, dass das Werk den Aushang zu einem Theater bekleiden sollte, um Lust auf das eigentliche Stück zu machen. Es könnte aber auch als Werbung für die „Parades“ gedient haben – kurze Sketche vor dem eigentlichen Stück, in denen oft ein Esel, zur Untermauerung von Gilles' Dummheit – über die Bühne geführt wurde.
Antoine Watteau - Gilles
Öl auf Leinwand, 1718 - 1720, 184,5 x 49,5 cm, Musée de Louvre in Paris
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