von Alexandra Tuschka
Der englische Maler John William Waterhouse setzte sich in seinem malerischen Werk 3 mal mit verschiedenen Episoden der englischen Ballade „the lady of Shalott“ auseinander. Diese Geschichte erzählt von einer Frau, die auf einer Insel in der Nähe des Schloßes Lanzelot lebte. Sie war mit einem Fluch belegt, der sie verbannte immerzu zu weben und den Webstuhl nie zu verlassen. Manchmal hörten vorbeifahrende Seefahrer sie singen. Da sie niemals aus dem Fenster schauen konnte, sah sie das Leben nur in einem magischen Spiegel vorbeiziehen – und so webte sie die Motive aus dem Spiegel in den Stoff mit ein. Eines Tages sah sie in dem Spiegel Sir Lanzelot. Dessen Rüstung, Reichtum und Schönheit verzauberten sie so, dass sie die Regel brach und aus dem Fenster sah, um ihn zu betrachten. In diesem Moment brach der Spiegel und sie wusste, dass der Fluch nun ihren Tod einfordern würde.
Um zu sterben, lässt sich die Lady of Shalott auf einem Boot flussabwärts treiben. Vorher hat sie ihren Namen auf dem Holz des Bootes verewigt. Erst später finden die Menschen ihre Leiche – auch Sir Lanzelot wirft einen Blick auf sie und spricht ein Gebet für die hübsche Frau.
William Waterhouse greift diese Elemente der Erzählung auf – auch wir sehen den Namen des Mädchens am Bootsrand stehen, der gewebte Teppich mit den weltlichen Motiven ragt noch ins Wasser. Gesicht und Statur der Lady zeigen ihr Wissen um das kommende Schicksal. Wehmütig und hilfesuchend erreicht ihr Blick den Betrachter. Mit Kerzen hat sie das Boot für ihre letzte Fahrt ausgestattet. Doch nur eine brennt. Obwohl die Szene von einer außerordentlichen Stille umgeben ist, zieht das Licht das Mädchen auf das Wasser hinaus und symbolisiert so die Unausweichlichkeit ihres Schicksals.
John William Waterhouse - Lady of Shalott
Öl auf Leinwand, 1888, 153 x 200 cm, Tate Museum in London
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