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Viktor Michailowitsch Wasnezow - Die vier apokalyptischen Reiter

von Alexandra Tuschka


"Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen." Joh 6;2

So steht es in der Offenbarung (Kapitel 6) des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, welches die Apokalypse, das Weltende, beschreibt. Obwohl freilich auch andere Theorien existieren, interpretieren die meisten Theologen die erste Figur als den Eroberer, Sieger oder sogar als die Pest. Nicht umsonst scheint vor dem Huf des Pferdes ein Tempel zusammenzustürzen. Hier gilt auch kein Status mehr, ein König findet genauso den Tod wie jeder andere. Aber auch unser Reiter trägt eine Krone. Momentan zielt er auf etwas, was sich außerhalb des Bildrandes befindet.


"Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben." Joh 6;4 Das zweite Pferd ist hier eher in ein Rotbraun als ein Feuerrot getaucht. Der Reiter darauf schwingt das Schwert und hat eine ähnliche Haarfarbe. Bis aus eine kurze Hose ist er nackt. Unter ihm wird das Schlachtthema wieder aufgegriffen, zudem erkennt man einen blutroten Mond. Er symbolisiert Opferblut und wiederum Tod und Verderben.

"Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. 6Und ich hörte etwas wie eine Stimme mitten unter den vier Wesen sagen: Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und Wein tu keinen Schaden!" Joh 6;5

Dieser Reiter wird als der Hunger interpretiert, der symbolisch eine Waage in der Hand hält. Die energische Bewegung lässt zu, dass sein halbes Gesicht vom Arm bedeckt ist. Das steigert fast noch den wütenden Ausdruck, der nun nur noch von den Augen abzulesen ist. Unter diesem Reiter sind die Hungernden in Kannibalismus ausgebrochen.


"Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: der Tod, und die Hölle zog mit ihm einher." Joh 6;8

Die letzte Figur ist so weiß wie der Schimmel auf dem sie sitzt, wenngleich die Farbe hier leicht bläulich eingefärbt ist. Auch das Leichentuch, in das sie gehüllt ist, setzt sich in keinster Weise ab. Das Pferd wirkt auch schon nicht mehr ganz lebendig, so klapprig mit eingefallenen Augen. Die Sense in den Händen ist ein typisches Attribut des personifizierten Todes. Er nimmt schließlich die Letzten an sich, die nicht schon den anderen drei Reitern zum Opfer gefallen sind.


An die recht kurzen, aber prägnanten Beschreibungen der vier Pferde und deren Reiter konnten sich Künstler bei diesem Bildthema stets orientieren, weshalb es für uns als Betrachter gut erkennbar bleibt. Über der Szene, unter einem Regenbogen und damit dem Sinnbild des Alten Bundes Gottes mit Noah steht das Lamm, welches das Buch der Siegel öffnet und einen Reiter nach dem anderen entlässt.


Eine Inschrift rechts unten verrät uns, dass das Gemälde 1887 vom Maler an den berühmten Sänger Fjodor Tschaljapin geschenkt wurde. Dessen Tochter schenkte 1983 das Gemälde dann dem Musikmuseum Moskau.


Viktor Michailowitsch Wasnezow - Die vier apokalyptischen Reiter

Öl auf Leinwand, 1887, 72 x 136 cm, Musikmuseum Moskau

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