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Diego Velázquez – Venus und Cupido

von Alexandra Tuschka


„Ein schöner Rücken kann auch entzücken“ scheint sich der spanische Maler Diego Velázquez bei seiner Motivwahl gedacht zu haben. Sanft schmiegt sich der wohlgeformte Körper der Liebesgöttin Venus in die Bettlaken. Die Haare sind zu einem lockeren Dutt gesteckt, das Gesicht ruht entspannt auf dem angewinkelten Arm. Die Dame hat auch eine rechte Wespentaille! Kurvenreich, aber dennoch ideal, zeigt der Spanier die Unbekannte.

Dieses Gemälde wird als der erste spanische Akt behandelt und ruft Assoziationen zu Giorgione und Tizian hervor. Velázquez Lösung hingegen ist viel unkonventioneller als die seiner Vorgänger: Er dreht die Nackte kurzerhand um, und integriert mit dem Spiegelmotiv das Gesicht der Dame dennoch mittig im Bild. Freilich vernachlässigt der Maler, dass in der Realität bei diesem Spiegelungswinkel ein anderer Körperteil zu sehen sein müsste. Damit schafft er hingegen eine Verbindung zu dem Betrachter. Vélazquez positioniert sich mit dieser Darstellung zwischen der erotisch-offenen Haltung der „Venus von Urbino“ und der unschuldigen Gestalt Giorgiones. Auch weist das Spiegelthema und das Spiel mit der Betrachterrolle auf die Bildlösung in „las meninas“ hin und hat ikonographische Ähnlichkeiten zum Bildthema der „Toilette der Venus“.


In diesem Spiegel zeigt sich das Gesicht verschwommen und – im Vergleich zu den präzisen Pinselstrichen und Umrissen der anderen Körperteile – diffus. So konnte der Maler, ohne auf das Spiel mit der Betrachterrolle zu verzichten, den Fokus des Auges auf dem schönen Frauenkörper ruhen lassen. Um 1646 entstanden, leitet das Gemälde das Spätwerk des Malers ein. Hier äußert sich, dass der Raum und die Raumwirkung für den Maler zunehmend unwichtiger wurden. Flächig wirken die Farben ineinander, und aufgrund sparsamer Überschneidungen wird kaum Tiefenraum erzielt. Vor dem roten, kräftigen Hintergrund fügt sich Cupido verspielt und homogen in das Flächengefüge ein.



Diego Velázquez - Venus und Cupido

Öl auf Leinwand, 1646, 122 x 177 cm, National Gallery in London

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