von Alexandra Tuschka
Eine nackte Schönheit versucht den jungen Mann aufzuhalten, der hier mit seiner Waffe und seinen Hunden zur Jagd gehen möchte. Venus, die sich in den jungen und schönen Adonis verliebte, weil Amors Pfeil sie traf, war gewarnt worden. Adonis würde beim Jagen sterben. Es gelang ihr trotz aller Mühen nicht, ihn aufzuhalten und so kommt Adonis bei der Jagd um.
Tizian wählte einen tragischen Moment der Adonis-Erzählung, da der Betrachter um den Ausgang der Geschichte weiß. Obwohl die schönste aller Frauen nackt ist, ist Venus nicht imstande Adonis zum Bleiben zu überreden. Auch Amor unterstützt seine Mutter nicht - er hat sich an einen Baum gelehnt und schläft - hätte mit seiner Hilfe die Liebe gesiegt?
Stürmisch wirkt der Aufbruch Adonis. Die Hunde setzen sich schon in Bewegung und ziehen hinaus zur Jagd. Venus ist in einer expressiven Geste mit verdrehter Körperhaltung dargestellt; Venus‘ Attribut , die Amphora, ist dabei umgefallen.
Tizian selbst nannte dieses, zusammen mit wenigen weiteren Gemälden, die für Phillip II. von Spanien bestimmt waren „Poesie“, da er ein mythologisches Thema poetisch visualisierte.
Der Italiener arbeitet mit vielen Kontrasten – der nackte, weiche, helle und weibliche Körper wird dem bekleideten, harten und männlichen entgegengesetzt. Und auch die Affekte sind geschlechtsspezifisch: Venus mimt die schwache, liebende und sich sorgende Frau; Adonis den starken Mann, der zur Arbeit aufbricht. Die Unabwendbarkeit seines Schicksals ist allgegenwärtig. Auch im Himmel spiegelt sich die Szenerie, eine dunkle Wolkendecke bricht auf, der Sonnengott Apollon erscheint mit den ersten Sonnenstrahlen.
Tizian - Venus und Adonis
Öl auf Leinwand, ca. 1553, 186 x 207 cm, Prado in Madrid