von Alexandra Tuschka
Ein junger Mann überreicht einer dunkelhaarigen Schönheit einen Strauß Blumen. Zu sehen ist eine typische Biedermeier -Umgebung: kleine, verwinkelte und geschmückte Gassen, Schilder an den Holzfassaden der Gebäude, Bürgertum, was sich auf den Straßen tummelt und aus den Fenstern beugt, um die Szene zu beobachten. Im Hintergrund zeigt sich die Spitze einer Kirche. Die Sonne fällt diagonal von rechts ins Bild. Aus dem Laubentor tritt sogleich die Angebetete dem demütigen Verehrer entgegen. Sie hat die zwei Wasserkrüge zu ihren Seiten abgestellt, um die Blumen zu empfangen. Der Mann hat hingegen respektvoll den Hut abgenommen. Was wird sich auf den Stufen des Patrizierhauses ergeben? Wird sein Werben erfolgreich sein? Hätte er sich bei der Wahl der Blumen etwas mehr Mühe geben müssen? - Der Titel „Der ewige Hochzeiter“ lässt ungutes erahnen.
Das Gemälde entstand 1860, als die kurze Epoche des Biedermeier bereits vorbei war. Insofern könnte man Spitzweg hier als „Historienmaler“ bezeichnen, der eine beispielhafte Biedermeierszene aus der Erinnerung schuf, die so wohl kaum stattgefunden hat.
Aber ein Spitzweg wäre kein Spitzweg, wenn sich nicht eine kleine humorvolle Anspielung im Bild versteckt hätte. Rechts, der Mann, der aus dem Fenster stiert, ist laut dem Schild neben sich „Neiderl, der Kleidermachermeister“ - ein sprechender Name, für den Neid, den der Mann in dieser Situation empfindet. Auch die Rolandfigur am Brunnen im Hintergrund scheint eine Persiflage auf die vordere Szene des Wassertragens zu sein. Ein weiteres Schild verrät uns auch die Identität der oberen Dame im Fenster – Adele Schalusy. Ob auch sie gern wieder jung und schön wäre?
Dieses Gemälde Spitzwegs mag, neben dem armen Poeten und dem Bücherwurm, das bekannteste sein und gilt als Inbegriff Spitzweg'scher Kunst. Aufgrund seiner Beliebtheit schon zu Lebzeiten, fertigte Spitzweg zahlreiche Kopien an.
Carl Spitzweg - Der ewige Hochzeiter
Öl auf Leinwand, um 1860, 48 x 27,5 cm, Villa Hügel in Essen
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