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Sir Lawrence Alma-Tadema - Phidias showing the Frieze of the Parthenon to his Friends

von Sara Baur


Phidias showing the Frieze of the Parthenon to his Friends von 1868 zeigt – wie wohl die meisten seiner Werke - Alma-Tademas Interesse am antiken Griechenland und auch sein Auge fürs Detail. Dargestellt ist hier eine Szene aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., die der Künstler aus den Beschreibungen Plutarchs Leben des Perikles übernommen hat. Der Bildhauer Phidias, von dem unter anderem die Athena Parthenos und die Zeusstatue von Olympia stammten, präsentiert einigen Freunden, darunter dem Staatsmann Perikles, auf dessen Initiative das Parthenon errichtet wurde und dem Philosophen Sokrates, welche alle in elegante zeitgemäße Togen gekleidet sind, seine neuste Schöpfung - den Skulpturenschmuck am Parthenon. Der Fries, der neben Metopen und Tympanon eines von drei Hauptelementen des skulpturalen Ornaments des Tempels ist, zeigt eine einzigartige Illustration der Athenischen Gemeinde bei zeremoniellen Festlichkeiten. Genauer gesagt bei dem wohl größten und bedeutendsten Fest den Großen Panathenäen, welche alle vier Jahre am 28. des Monats Hekatombaion anlässlich des Geburtstags der Schutzgöttin der Stadt Athena gefeiert wurden. Sie unterscheiden sich von den einfachen Panathenäen, indem bei ihnen auch Sportwettkämpfe stattfanden. Auf dem knapp 160 Meter langen und circa einen Meter hohen Fries ringsum des Tempels ist der Festzug zu sehen, welcher Götter, Frauen mit Weinkrügen, Männer mit Opfertieren, Athleten, Reiter und Musikanten darstellt.

Bei Phidias showing the Frieze of the Parthenon to his Friends ist die Nord-West-Ecke des Frieses zu sehen. Die Nordseite zeigt Reiter und die Westseite zeigt Männer und Jungen, die sich auf die Prozession vorbereiten. Größtenteils ist diese Seite des Frieses noch am Parthenon selbst erhalten. Der Großteil der weiteren Überreste wurde 1816 durch Lord Elgin an das British Museum gegeben, wo Alma-Tadema diese sicher studieren konnte. Elgin entfernte an der Nördlichen Seite nur zwei Platten und ließ vom Rest Gipsabgüsse machen.

Das Gemälde weist vor allem zwei Besonderheiten auf. Zum einen wird der Fries hier nicht vom Boden aus betrachtet, wie es normalerweise nur möglich gewesen wäre, sondern die Freunde des Phidias befinden sich, zusammen mit dem Betrachter des Bildes, durch eine Gerüstkonstruktion auf ähnlicher Höhe mit dem Fries, welches sich hoch oben an der Wand der Cella des Tempels befand. Gleichzeitig veranschaulicht die Inszenierung auf dem Gerüst in der Höhe, die schwierigen Arbeitsverhältnisse, die für die Ausführung des Frieses galten. Auf Augenhöhe ist der Fries heute für Besucher im British Museum zu sehen, wo ihn auch Alma-Tadema, bei seinem ersten Aufenthalt in London 1861, gesehen haben wird.


Zum anderen, und das ist wohl am bemerkenswertesten, gestaltete Alma-Tadema den Fries farbig aus. Nach Funden von Farbresten in Pompeji und Herculaneum im 19. Jahrhundert führte es zu einigen Diskussionen um die Polychromie antiker Monumente und Skulpturen. Die Tatsache, das Alma-Tadema diese farbliche Illustration für sein Gemälde wählt, zeigt, dass er sich mit der Polychromiedebatte auseinandersetzte und ist wieder einmal ein Zeugnis für sein Forscherinteresse und seinen Drang nach historisch genauer Darstellung.


Literatur:

BARROW, Rosemary J.: Lawrence Alma-Tadema, London, 2003

COOK, B. F.: The Elgin Marbles, London, 1984

PARKE, Herbert W.: Festivals of the Athenians, London, 1977

PRETTEJOHN, Elizabeth; TRIPPI, Peter (Hrsg.): Lawrence Alma-Tadema. At Home in Antiquity, London, 2016

Sir Lawrence Alma-Tadema - Phidias showing the Frieze of the Parthenon to his Friends

1868, Öl auf Leinwand, 72 x 110,5 cm, Birmingham Museums Trust


Parthenon Fries

entnommen unter den Bedingungen der CC BY-NC-SA 4.0

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