von Alexandra Tuschka
Aus der Vogelperspektive können wir hier ein eng umschlungenes Paar heimlich beobachten. Während die Körper durch klare Konturen sowie unterschiedliche Hauttöne deutlich voneinander abgetrennt sind, vereint sich die Komposition im oberen Teil. So nimmt die Hand der Dame am Rücken des Mannes dessen Färbung auf, in den Haaren sind beide kaum mehr voneinander zu unterscheiden.
Umrahmt wird das Paar durch eine weiße, falten-werfende Decke, auf der sie liegen. Diese ist auf einem gelben Untergrund gebettet, der hier gleichzeitig den Hintergrund darstellt. Es kann sein, dass hier Schiele und seine Ehefrau Edith Harms zu sehen sind. Der Männerkörper ist jedoch weniger ausgezehrt als wir es von anderen Selbstportraits Schieles kennen.
Obwohl die etwas geöffneten Beine der Frau ihr Geschlecht enthüllen, kann dieses Bild – im Gegensatz zu anderen Werken – kaum als pornographisch bezeichnet werden. Die Umarmung zeigt sich durchweg zärtlich und hebt sich damit explizit von den Werken mit stärkerem sexuellen Inhalt ab.
Egon Schiele - Die Umarmung
Öl auf Leinwand, 1917, 100 x 170 cm, Belvedere in Wien