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Peter Paul Rubens – Angelica und der Einsiedler

von Alexandra Tuschka


Wie dreist! Da kommt der alte, lüsterne Mann doch glatt von links ins Bild geschlichen und zieht der schlummernden Nackten ihr Tuch vom Körper. Diese scheint in einen angenehmen Traum versunken zu sein; zumindest zeigt sich auf ihrem Gesicht ein sanftes Lächeln.

Die hier gezeigte Episode findet sich in Ariosts „Rasendem Roland“, einem italienischen Epos, in welchem Angelica die weibliche Protagonistin darstellt. Ein Einsiedler, der mit seiner selbst-auferlegten Keuschheit haderte, entsandte einen Dämon, der Angelicas Pferd befiel und sie schließlich auf einer Insel stranden ließ. Dort erlegte der Dämon ihr einen hypnotischen Schlaf auf. Dieser sitzt im Gemälde noch frech in der rechten Bildecke und beobachtet den Versuch des Alten, sich dem Mädchen zu nähern. Nicht nur wird sie von Rubens auf einer roten Samtdecke präsentiert, auch ihre Pose erscheint fast einladend. Wohlig reckt sie Betrachter und Greis ihre „Rubensfigur“ entgegen.


Nicht ohne Mitgefühl hat Rubens den Konflikt des Greises verbildlicht, der hier von seinen inneren Sehnsüchten übermannt wird. Eine heikle Situation! Und dennoch endet die Geschichte glimpflich – kurz vorm Geschlechtsakt musste der Alte feststellen, dass seine Manneskraft versiegt war.



Peter Paul Rubens - Angelica und der Einsiedler

Öl auf Leinwand, 1626 - 1628, 43 x 66 cm, Kunsthistorisches Museum in Wien

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