von Alexandra Tuschka
Es ist wohl das bekannteste Werk des Russen Ilja Repin. Elf Männer schleppen sich diagonal aus dem rechten Bildrand in den linken. Ihre Körper gegen die Gurte stemmend, ziehen sie einen Lastkahn entlang der Wolga. Innerhalb der Gruppe dominieren gedämpfte Braun- und Grüntöne die Gruppe und schaffen einen kompositorischen Zusammenhalt. Außer dem hellhäutigen Jungen in der Mitte sind die Männer von der anstrengenden Treidlerarbeit ausgezehrt. Ein breites Spektrum an verschiedenen Emotionen und Regungen lässt sich aus ihren Gesichtern ablesen. Besonders eindrücklich erreicht uns der frontale Blick des Mannes in der zweiten Reihe, der zwischen den Bildräumen vermittelt.
In Russland wurden Wolgatreidler noch eingesetzt, als bereits die ersten Dampfschiffe fuhren. Treidler kamen meist zum Einsatz, wenn Schiffe flussaufwärts gezogen werden mussten. Der Kontrast der hart arbeitenden Männer und der neuen technischen Errungenschaften wird durch die Einfügung eines Dampfschiffes im Hintergrund gezeigt. Vermutlich wird es den hier gezogenen Kahn bald ohne Probleme überholen.
Die Treidler können stellvertretend für die Leidensfähigkeit des russischen Volkes aufgegriffen werden. Nur der Junge in der Mitte lockert seinen Gurt und will sich somit vielleicht auch symbolisch aus dem starren, alten System befreien.
Ilja Repin - die Wolgatreidler
Öl auf Leinwand, 1870 - 1873, 131,5 × 281 cm, Staatliches Museum Russland in Sankt Petersburg