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Pierre-Auguste Renoir - Das Frühstück der Ruderer

von Sylvi Weidlich


Das Frühstück an diesem unbeschwerten Sommertag scheint beendet, nur ein paar Trauben sind noch übrig. Die Ruderer haben ihre Mädchen an diesen kleinen Pariser Vorort eingeladen, vielleicht, um den aufgeheizten Straßen der Stadt zu entfliehen. Einige der Freunde finden sich gerade zu kleinen Gesprächsgrüppchen zusammen. Hinter der Terrasse ziehen Segelboote auf der Seine ihre Kreise.

Während die jungen Frauen sommerliche Kostüme mit Strohhüten und duftenden Blüten tragen, heben sich die Männer in ihrer Sportkleidung deutlich von ihnen ab. Ein warmes Lüftchen weht durch den Baldachin, der von der Sommersonne durchschienen wird, sie spiegelt sich auf der schimmernden Tischdecke, den geleerten Gläsern und den Flaschen aus Glas, die an ein Stillleben erinnern, wider.

Eine junge Frau zieht liebevoll und mit geschürzten Lippen einen kleinen Hund an sich. Eine weitere, deren matrosenähnliche Bluse mit roten Bändern versehen ist, blickt am Kopf ihres Gesprächspartners vorbei zu einer kleinen Gruppe am rechten Bildrand, in der rittlings auf einem Stuhl ein weiterer Ruderer, Gustave Caillebotte – ebenfalls Maler und ein Freund Pierre-Auguste Renoirs, sitzt. Sein Blick schweift zur Seine ab, er koppelt sich seinen eigenen Gedanken folgend und den Augenblick genießend vom Gespräch der Freunde ab. Renoir zeigt seine große Sympathie für jeden einzelnen Dargestellten, wie beispielsweise in der Frau mit Hündchen, Aline Charigot, und deren zarter Malweise: Diese wird später seine Frau. Caillebotte stellt Renoir fast am figürlichsten dar, er hebt seinen Freund so vom restlichen Bildpersonal ab. Damit läutet Renoir seinen Abschied als impressionistischer Maler ein, während er in dieser Freilicht- Komposition gleichzeitig den für den Impressionismus so typischen flüchtig schönen Augenblick auf vollendete Weise einzufangen weiß.


Renoirs lichte und farbige Malweise erinnert an die Darstellung der „fête galante“ eines François Boucher oder Jean-Honoré Fragonard aus der Zeit der Rokokomalerei. Beide zeigten bereits im frühen 18. Jahrhundert schon unbekümmerte Schönheit und Vertraulichkeiten: Sujets von großer Leichtigkeit, die von ihren Kritikern als oberflächlich und unmoralisch verschrien waren. Dem „Frühstück der Ruderer“ lässt Renoir eine plastischere Malweise folgen, eine, wie wir sie hier bereits im rittlings sitzenden Ruderer zum ersten Mal angedeutet sehen.



Pierre-Auguste Renoir - Das Frühstück der Ruderer

Öl auf Leinwand, 1881, 129,5 x 172,7 cm, Phillips Collection in Washington D.C.

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