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Paul Delaroche - Die Hinrichtung der Lady Jane Grey

von Alexandra Tuschka


Mit nur 9 Tagen an der Macht als Königin ist sie bis heute die am kürzesten an der Macht gewesene Person der englischen Aristokratie. Sie ist auch als die "Neuntagekönigin" bekannt. Wie nun die Hinrichtung der echten Jane Grey stattgefunden hat, ist bis heute spekulativ. Von einer selbstbewussten Märyterfigur bis zum unschuldigen Opfer der Umstände existieren viele Versionen. Dieses bekannteste Werk des Franzosen Paul Delaroche beeinflusst bis heute unsere Wahrnehmung der historischen Person und legt eine klare Interpretation nahe.


Wie aber kam es zu der heiklen Situation? Heinrich VIII. hatte drei Kinder: Eduard, Mary und Elizabeth. Er verfügte im Testament, dass seine Nichte Jane Grey Thronnachfolgerin werden sollte, sollten seine eigenen Kinder versterben. Als nun Eduard an Tuberkulose erkrankte, enterbte er seine lebenden Schwestern, da sie seiner strengen Protestantischen Ausrichtung nicht folgten. So rückte Jane nach. Die Schwester Maria Tudor jedoch hatte starke Eigeninteressen, lies das Mädchen wegen Verrats anklagen und 1554 im Tower of London enthaupten. Diese Szene sehen wir hier.

Die Reaktion der Frauen und Männer sind unterschiedlich und typenhaft. Die Frauen mitfühlend und trauernd. Auch Ohnmacht und Verzweiflung steht den Frauen ins Gesicht geschrieben. Nichts können sie tun, um Lady Jane Grey zu retten. Sind womöglich auch ihre Posten damit in Gefahr? Die Männer rechts hingegen bleiben ihren Hofrollen treu. Der ältere hat sich heruntergebeugt und erscheint sanft, selbst der Mantel ist kompositorisch schützend um das junge Mädchen gelegt. Mit der freien Hand sucht sie den Block, den der ältere ihr mit seiner Geste unterstützend zeigt. Der Henker, schon mit der Axt wartend, schaut konzentriert auf die Szene, an ihm ist keine innere Haltung zu erkennen. All das lässt das gezeigte Motiv nahezu würdevoll erscheinen, auch das Samtkissen trägt dazu bei. Lady Jane Grey hat blasse Haut und seidene Unterwäsche, ihre Augen sind durch ein Tuch fest verbunden. Damit zieht sie unseren Blick auf sich und vermittelt zudem eine symbolische Reinheit und Unschuld.


Delaroche, selbst in die Zeit kurz nach der Französischen Revolution geboren, hat die Kostüme der Frauen recht akkurat am 16. Jahrhundert orientiert; nur der Henker scheint mehr dem italienischen Raum entsprungen zu sein. Vermutlich hat er hier Anais Aubert porträtiert, die er leidenschaftlich verehrte. Erst 1975 hat man das Gemälde, was man lange als verschollen betrachtete, gefunden und restauriert.



Paul Delaroche - Die Hinrichtung der Lady Jane Grey

Öl auf Leinwand, 1833, 246 × 297 cm, National Gallery, London

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