von Alexandra Tuschka
Na ja, mit viel gutem Willen könnte man den goldenen ausgewachsenen Stier, der hier auf einem Sockel steht als «Kalb» bezeichnen. Der Stier steht für Stärke und Macht und ist ein symbolträchtiges Tier. Mose ist 40 Tage und Nächte auf dem Berg Sinai, dort erhält er die Gesetzestafeln von Gott. Aber wie ungeduldig sind die Hebräer! Schon fangen sie an zu murren und zu maulen, und verlangen von dessen Bruder Aaron einen Gott, dem sie folgen können. Aaron sammelt ihren Schmuck und schmilzt das Gold zu einer Statue, die von nun an angebetet werden darf. Als es fertig ist, beginnen die Menschen ein Fest zu feiern.
Um das Standbild ist ein Tanz verschiedener Personen zu sehen, sie halten sich an den Händen, haben flatternde Gewänder und freuen sich. Eine Frauenfigur im Bildmittelpunkt ist durch ihr helles Kleid und durch die Tatsache, dass sie kaum überschnitten wird, ein erster Blickfang des Bildes. Sie schaut weiter nach rechts, wo sich Aaron befindet, der eine weiße Tunika trägt und die Israeliten mit seiner Geste auffordert, am Fest teilzunehmen. Die Frauen und Männer sind am rechten Bildrand dicht gedrängt und gestaffelt, so dass der Eindruck einer Menschenmasse erweckt wird. Einige sind bereits auf die Knie gefallen.
Unsere eigentliche Hauptperson ist nur dunkel im Hintergrund zu erkennen: Moses steigt mit Josua vom Gottesberg herab. Er erzürnt, als er den Tanz sieht und zerschmettert die Gesetzestafeln. Auch Gottvater ist sauer und lässt alle 3000 Götzenanbeter töten.
Nicolas Poussin - Die Anbetung des goldenen Kalbes
Öl auf Leinwand, 1634, 154 x 214 cm, National Gallery in London