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Claude Lorrain - Die Verstoßung der Hagar

von Alexandra Tuschka


Aus einem antiken Gebäude treten drei Personen heraus. Abraham führt die Leibmagd Hagar und den gemeinsamen Sohn Ismael in die Weite. Hagar muss das Haus verlassen, da sie von Sara, der Ehefrau Abrahams, nicht mehr geduldet wurde. Aus einem Fenster beobachtet Saras leiblicher Sohn Isaak den Abschied.

Sara konnte aufgrund ihres hohen Alters vorraussichtlich keine Kinder mehr gebären. Wie die Tradition es verlangte, musste demnach die Leibmagd Hagar ihre eigenen Söhne der Herrin übergeben. Sie gebar Ismael. Sara wurde einige Zeit später überraschend doch schwanger – Isaak wurde geboren. Aus Missgunst sollten Hagar und Ismael das Haus verlassen – Sara wollte die einzige Frau im Hause sein. Abraham, der beide Söhne liebte, willigte erst nach einer Vision Gottes ein und verstieß schließlich die Ägypterin.

In Lorrains Gemälde führt Abraham Hagar und den Sohn ins Freie. Durch eine Zeigegeste lenkt er auch den Blick des Betrachters in die weite Landschaft. Kein Reiseziel ist in Sicht. Beide brechen ins Ungewisse auf.

Dennoch wirkt die Landschaft beruhigend: der See ist still, die Sonne taucht die Szene in ein warmes Abendlicht, zwei Ziegen grasen auf dem Weg. Noch nichts weist darauf hin, dass Hagar sich mit ihrem Sohn bald verlaufen sollte.

Lorrain, der die Landschaft und Architektur liebte, baut die Personen oft wie nebensächlich in seine Gemälde ein. Und doch waren gerade diese Figuren unabdingbar, um das Gemälde im Sinne der akademischen Einstufungen aufzuwerten. Ohne sie wäre es ein einfaches Landschaftsbild - nun liegt ein Historiengemälde vor, was von der Akademie als die höchste Malkunst betrachtet wurde.



Claude Lorrain - Die Verstoßung der Hagar

Öl auf Leinwand, 1668, 106,5 x 140,3 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlung in München

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