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John William Waterhouse - Penelope

von Alexandra Tuschka


Zehn Jahre sind bereits vergangen, seit Odysseus, der König von Ithaka, mit seinen Männern nach Troja in den Krieg zog. Nun ist dieser offiziell vorbei, und alle Herrscher der Griechen sind entweder tot oder bereits zurückgekehrt, nur von Penelopes geliebten Mann ist keine Spur. Je länger die Zeit verstreicht, desto offensiver werden die Freier, die um ihre Hand anhalten. Obgleich diese schön ist, ist sie nicht mehr die Jüngste; die Männer wollen in erster Linie ihre Macht stärken und an der Seite der Königin den Thron besteigen. Die treue und immer noch hoffnungsvolle Ehefrau weiß, dass sie sich nicht ewig vor einer Entscheidung winden kann und gibt den Freiern ein Versprechen: "Ich heirate, sobald ich das Leichentuch für meinen Schwiegervater fertig gewebt habe."

Dies war freilich nur ein Vorwand, der ihr weitere drei Jahre Zeit einbrachte. Denn in der Nacht schlich sie sich zu den Fäden und trennte diese heimlich wieder auf. Nur nach einem Verrat flog das falsche Spiel auf und Penelope stellte eine zweite Aufgabe, die dann schließlich nur Odysseus, nach 20 Jahren endlich wieder aufgetaucht, bewältigte. Penelope wird in der Kunst nur selten verbildlicht. Sie symbolisiert die treue und sich sehnenden Ehefrau. Ihr Name verweist auf die Geschichte und setzt sich aus den griechischen Worten für "Gewebe" und "abreißen, abschälen" zusammen.


Der englische Maler Waterhouse hatte zwei große Insprirationsquellen: die zeitgenössische britische Dichtung und die griechischen Sagen. Bei diesen bemühte er sich um zeitgenössische Kleidung und Umgebung. In diesem Fall wählte er ein Gemälde mit einer klaren Dreiteilung und Weitblick und einer demonstrativ konzentrierten Penelope, die sich von den sichtlich penetranten und auch in den Bildraum eindringenden Verehrern absetzt. In diesem Bild steckt auch die Entschlossenheit, den Freiern nicht ihr Jawort zu geben. So zeigt sich in diesem buchstäblichen "den Rücken zudrehen" die innere Haltung der Frau. Links sind noch zwei Ammen zu sehen, sie sind eher unterwürfig in ihren Posen. Entstanden im Jahr 1912 ist dieses Gemälde ein Spätwerk des englischen Präraffaeliten, welcher 1917 starb. Hier offenbaren sich allerdings durch den lockeren Pinselstrich auch Einflüsse der französischen Schule.



John William Waterhouse - Penelope

Öl auf Leinwand, 1912, 129,8 x 188 cm, Aberdeen Art Gallery & Museums, Aberdeen


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