von Laura Gerstmann
Arrangement in Grau und Schwarz: Porträt der Mutter des Künstlers No. 1 gehört außerhalb der USA zu den bekanntesten Werken des amerikanischen Künstlers James Whistler. Seine Mutter saß dabei für ihn Modell, während sie ihren Sohn in London besuchte. Völlig ruhig und mit wachem Blick sitzt Anna McNeil Whistler auf einem einfachen Stuhl. Achtsam hat sie ihre Hände im Schoß gefaltet und umschließt ein Taschentuch. Mrs. Whistler ist in einer absoluten Seitenansicht zu sehen. Außer der Person weist der Raum lediglich einen Vorhang und ein gerahmtes Bild auf. Das Werk strahlt Ruhe und Intimität aus.
Neben dem sorgfältig und schmeichelhaft ausgearbeiteten Gesicht der Mutter interessierte Whistler jedoch nicht nur die positive Darstellung seiner Mutter. Der doppelte Titel erinnert an eine Stilisierung der realistischen Ästhetik. Die psychologische Bedeutung wird durch die einfache Komposition von Form und Farbe verstärkt. Er stellt das schwarze Gewand der Mutter in Kontrast zur linear grau gestalteten Wand. Neutrale Töne dominieren. Sein geradliniger und chromatischer Aufbau verdeutlichen zusätzlich sein Interesse im Bereich Drucktechnik. So stellt das Gemälde im schwarzen Rahmen eine Ansicht der Themse dar, die Bestandteil einer Serie von sechzehn Radierungen von Szenen an der Themse ist: Black Lion Wharf von 1859.
Whistler kreierte hier ein Gemälde, bei dem die porträtierte Person in einer scheinbar mühelos erschaffenen kargen aber ästhetischen Komposition für sich alleine steht. Ein Werk mit ähnlichen formalen Aufbau schuf er, als er den Schriftsteller Thomas Carlyle porträtierte.
James Whistler - Arrangement in Grau und Schwarz
Öl auf Leinwand, 1872, 143,3 × 162,4 cm, Musée d'Orsay in Paris