von Alexandra Tuschka
Fünf Figuren, deren Geschlecht nicht eindeutig erkennbar ist, scheinen in einem endlosen Reigen zu tanzen. Die Tänzerinnen und Tänzer sind in intensiven roten Farbtönen gehalten, während der Hintergrund aus einer satten, tiefen blauen Farbe für den Himmel und einem lebhaften Grün für den Boden besteht. Die Körper der Tänzer sind in fließenden, geschwungenen Linien dargestellt, die fast die gesamte Leinwand einnehmen und den Eindruck von Bewegung und Dynamik verstärken. Sie sind stilisiert und vereinfacht dargestellt, ohne detaillierte anatomische Merkmale, was der Szene eine abstrahierte, fast universelle Qualität verleiht. Anatomisch genau sind die Figuren nicht, die obere krümmt sich unnatürlich, die untere Figur scheint fast zu schweben.
Ursprünglich als Teil einer größeren Auftragsarbeit für den russischen Sammler Sergei Schtschukin geschaffen, ist das Werk ein gerne zitiertes Beispiel für den Fauvismus, die Kunstbewegung, die Matisse mitbegründete. Der Fauvismus war bekannt für die "wilde" Verwendung von Farben, die nicht naturalistisch, sondern expressiv eingesetzt wurden. In diesem Werk spiegelt die lebendige Farbpalette die Lebendigkeit des Tanzes wider und verstärkt das Gefühl von Freude und Freiheit. Matisse verwendet in La Danse diese kräftigen, unmodulierten Farben, die so charakteristisch für den Fauvismus sind. Die leuchtenden roten, blauen und grünen Farbtöne sind intensiv und ohne Schattierungen oder Farbverläufe aufgetragen, was dem Bild eine flache, dekorative Qualität verleiht. Diese starke Farbkontrastierung symbolisiert die Vitalität und Energie des Tanzes.
Das Werk wird oft als symbolische Darstellung von Freude, Vitalität und menschlicher Gemeinschaft interpretiert. Der Kreis, in dem die Figuren tanzen, könnte als universelles Symbol für den Kreislauf des Lebens, der Natur oder der ewigen Freude gesehen werden. Einige Kunsthistoriker deuten das Werk auch als Ausdruck von Freiheit und Ekstase. Die Nacktheit der Figuren und ihre enge Verbindung zur Natur (durch den grünen Boden und den blauen Himmel) unterstreichen die Vorstellung eines harmonischen Zusammenspiels von Mensch und Natur.
Henri Matisse - Der Tanz
Öl auf Leinwand, 1910, 260 x 381 cm, Eremitage, Sankt Petersburg