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Gustav Klimt - Adele Bloch-Bauer I

von Alexandra Tuschka

Adele Bloch-Bauer, Gattin des 17 Jahre älteren Industriellen Ferdinand Bloch, schaut uns unvermittelt mit einem leichten Schlafzimmerblick aus diesem Gemälde an. Nur Gesicht, Hals, Hände und Arme sind realistisch gemalt, die restliche Umgebung ist durch Ornamente und Gold abstrakt gehalten. So wahllos die einzelnen geometrischen Figuren und Abgrenzungen uns erscheinen mögen, so zeugen doch über 100 Zeichnungen des Malers Gustav Klimt von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Komposition. Die Haltung und Position des Modells waren nachvollziehbarerweise das Hauptaugenmerk des Künstlers.

Herausgekommen ist ein quadratisches Format – in der Kunst nicht sehr verbreitet, jedoch bei Klimt häufig anzutreffen – welches 163 x 163 cm misst. Das Gemälde kann man gedanklich in zwei Hälften teilen, wobei sich die Dame dann komplett im rechten Bildteil befindet. Die Frau hat ein schmales, langes Gesicht, eine ebenso lange Nase, einen leicht geöffneten Mund und schwarze, hoch gesteckte Haare, die jedoch vom Bildrand beschnitten werden. Der Hals ist vollständig durch ein Schmuckteil mit silbernen Steinen und Diamanten bedeckt. Der Brustbereich wiederum ist frei; nur zwei Träger halten das ausladende Kleid. Die Hände sind unnatürlich ineinander verschlungen, fast so, als ziehe die eine Hand die andere herunter. Damit war es dem Maler jedoch möglich, den Körper und seine Komposition in sich geschlossen zu zeigen. An einem Arm sind einige Armbänder erkennbar. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir einen Polstersessel mit goldenen Spiralen, auf dem „die goldene Adele“ Platz genommen zu haben scheint. Dieser muss eine hohe Lehne gehabt haben, da diese oben auf der Mittelachse noch einmal zum Vorschein kommt. Hat sie Platz genommen? Was die Körperhaltung angeht, wird der Betrachter irritiert. Der Körper wirkt eher stehend und wird schlank von einem Kleid definiert, welches mit Ornamenten befüllt ist, die stark an das „Auge der Vorsehung“ erinnern. Weiterhin umspielt eine Art Mantel mit durchschnittenen Ovalen die Dame fließend und ausladend. Auch die im Hintergrund befindlichen Flächen setzen sich klar voneinander ab. So zeigt bspw. der Kreis hinter dem Modell wiederum verschiedene runde Elemente, und wird von kleinen Mosaik-artigen Kacheln quadratisch ummauert.


Der linke Bildraum wirkt dagegen ein wenig flächig. Der Goldgrund wird nur durch zwei kleine silberne Quadrate rhythmisiert oben links. Im unteren Abschnitt teilt ein Fries aus Schwarze-Weißen Fliesen noch eine Art grünen Teppich ab. Hier ragen auch die ausladenden Ornamente der Ummantelung hinein.

Wie für fast alle Gemälde aus Klimts Oeuvre fehlen hier Tiefenraum, Schatten, Umrisse oder Lichtquellen. 5 Jahre später malte Klimt Adele noch einmal. Das mag auch daran gelegen haben, dass Adele einen Salon betrieb, in welchem Künstler und Intellektuelle sich gerne aufhielten. So schien der Kontakt zum Maler über die Jahre gehalten zu haben. Beim zweiten Portrait erkennt sofort die Veränderung im Stil des Künstlers. Dieses Gemälde wurde - neben dem Kuss – zu einem Schlüsselwerk des Jugendstils und des Malers. In diesem Falle sicherlich auch wegen seiner bewegten Geschichte.

Ein erst kürzlich erschienener Kinofilm mit den Namen „ Die Frau in Gold“ widmet sich dieser Geschichte ausgiebig. Nach dem Tod Adele Bloch-Bauers mit 44 Jahren bat sie ihren Mann im Testament die vier Klimt Gemälde ihres gemeinsamen Besitzes dem Belvedere in Wien zu überlassen, wo sie später auch Jahrzehnte hing. Da Herr Bloch-Bauer allerdings jüdischer Abstammung war, wurde er 1938 vertrieben und floh nach Zürich. Sein Hausstand wurde von den Nazis konfisziert. Ferdinand Bloch-Bauer widerrief 1945 die Zusage seiner Frau. Diese habe nicht die nötigen Rechte inne gehabt, um über den Besitz zu verfügen. Aufgrund des Testaments jedoch, sah sich die Republik Österreich im Recht.


Eine Gesetzesänderung und ebenso der Wunsch nach Vergangenheitsbewältigung öffneten die Türen für Maria Altmann, die Nichte Ferdinand Blochs, das Werk gerichtlich zu erstreiten. Sie erhielt es zurück und verkaufte das Werk später für 135 Mio. Dollar. Damit zählt die „goldene Adele“ zu den teuersten Gemälden der Welt.

Gustav Klimt - Adele Bloch-Bauer I

Öl, Blattgold auf Leinwand, 1907, 138 x 138 cm, Neue Galerie, New York


Gustav Klimt - Adele Bloch-Bauer II

Öl auf Leinwand, 1912, 190 x 120 cm, Privatsammlung


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