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Giambattista Tiepolo - Der Tod der Dido

von Alexandra Tuschka


Die Figur der Dido ist eng mit dem Gründungsmythos von Karthago verbunden. Laut der Primärquellen gibt es verschiedene Todesarten und Motive für ihren Selbstmord, jedoch hat sich in der bildenden Kunst ab der Renaissance die dramatische Liebesgeschichte zwischen Dido und Aenaes durchgesetzt, die bei Vergil beschrieben wird.

Hier ist nach dem trojanischen Krieg einiges los, die Götter kämpfen auf beiden Seiten gegeneinander. So kommt es auch, dass Juno einen wilden Sturm über das Meer schickt, um Aenaes, den Sohn von Venus, zum kentern zu bringen. Deren Feindschaft ist bereits im „Parisurteil“ begründet, wo ein junger Hirte Venus (und nicht Juno) zur schönsten aller Frauen kürte. Nachdem Neptun, der Meeresgott den geschickten Sturm mitbekommt, beendet er das wilde Treiben, so dass Aenaes und seine Kameraden an der Küste Nordafrikas landen. Dort baut Dido, eine schöne Prinzessin und Witwe des verstorbenen Sychaeus, gerade Karthago auf und begrüßt die Männer herzlich. Venus belegt Dido jedoch mit einem Zauber, da sie so für Aenaes Sicherheit sorgt: Dido soll sich unsterblich in Aenaes verlieben. Dieser jedoch hat seine Mission weiterhin im Auge und setzt seine Reise fort. Sie beobachtet seinen Weggang von ihrer Festung aus. Getrieben von Schmerz lässt sie einen Scheiterhaufen errichten, auf welchem sie auch seine Waffen, Kleider und Geschenke sammelt und stürzt sich dort in ihr Schwert. Schließlich verbrennt ihr Körper in den Flammen.


Die tragische Verbindung von Liebe und Tod war im 18. Jahrhundert besonders beliebt und damit ein beliebtes Sujet des Barock . Dieses Motiv war überaus verbreitet, konnte man im Vordergrund die sterbende Dido zeigen, und im Hintergrund den davonsegelnden und noch ahnungslosen Aenaes. Er soll noch von Weitem die aufsteigenden Flammen erkennen. Dido ist ein Opfer des Göttertreibens und erfährt durch ihren Liebestod selbst eine Apotheose . Hier liegt Dido links völlig dem Schicksal ergeben auf dem Scheiterhaufen. Anna, Didos Schwester, führt im Hintergrund die Klage. Tiepolo verzichtet auf das Präsentieren einer Wunde oder das sich-ins-Schwert-des-Geliebten-stürzen, was die Szene noch dramatischer gemacht hätte.


In diesem Bild ist die Szene auf das Dramatischste gesteigert. Im Schmerz völlig ergeben liegt Dido, nicht unerotisch, auf dem Scheiterhaufen und präsentiert sich dem Betrachter. Ihr geöffneter Mund und in ihre Körperhaltung haben einen explizit einladenden Charakter. Den Hals, eine erotische und sehr verwundbare Körperstelle, zeigt sie uns deutlich. Zusammen mit ihrer Schwester Anna über ihr bilden diese Körper eine Dreieckskomposition.


Während die meisten Künstler als Motiv die dramatische Gegenüberstellung zwischen der sterbenden Dido und dem davonsegelnden Aenaes wählten, fallen bei Tiepolo ungewöhnliche Momente zusammen. Hier stehen Aeneas und sein Nebenbuhler Iarbas rechts im Bild und beobachten die Szene. Seine Hände hat er zwar zur Trauergeste ineinander geschlossen, und dennoch wirkt dieser Mann ein wenig teilnahmslos. Er ist durch seinen Mantel, den Paludamentum, und den Kriegerhelm sehr gut zu identifizieren. Hinter ihm, ohne Gesicht und Identität, scheint eine weitere Person sein Schilde heranzubringen; deutlich sind ein Fuß und ein Arm erkennbar.



Giambattista Tiepolo - Der Tod der Dido

Öl auf Leinwand, zwischen 1757 und 1770, 40 x 63 cm, Pushkin Museum of Fine Arts in Moskau

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