von Alexandra Tuschka
Mit einem Augenzwinkern ist wohl diese Adaption eines Shakespear-Zitats aus „King Lear“ des irischen Malers Garstin zu verstehen. In manchen Teilen Irlands regnet es statistisch gesehen in an mehr als 220 Tagen im Jahr. In diesem Bild bereits so viel, dass der gesamte Boden mit Wasser bedeckt ist. Eine Mutter im linken Bildteil zieht ihre Tochter zu sich heran, damit sie beide unter dem Schirm Schutz finden. Alle anderen Personen bewegen sich vom Betrachter fort in den Bildgrund hinein. Zwei Hunde laufen unbeirrt über das Pflaster. Wasser spritzt über die Absperrung. Im Hintergrund: die Silhouette einer Stadt, die sich an der Küste entlang zieht.

Garstin sandte dieses Werk zur Royal Academy, die es jedoch als zu „französisch“ empfand und nie in ihren Räumen akzeptierte. Tatsächlich aber fängt Garstin die Stimmung des verregneten Tages so gut ein, dass der Betrachter sie förmlich fühlen kann. Eine Verwandtschaft zum Impressionismus ist nicht abzustreiten; dazu passend schildert Garstin keinerlei Handlung und verzichtet auch auf einen Blickfang in der Bildmitte.
Norman Garstin - the rain it raineth every day
Öl auf Leinwand, 1889, 95 x 164 cm, Penlee House Gallery and Museum in Cornwall