von Alexandra Tuschka
Dutzende Male ist dieses Werk kopiert, persifliert, zitiert worden. Bereits 1770, bei seiner ersten Ausstellung, wurde „the blue boy“ gefeiert. Gainsborough festigte damit seinen Status als großartiger Maler. Er wollte das Werk bei der Royal Academy einreichen und seinen Ruf in London stärken.
Heute ist der Junge als Jonathan Butall, der Sohn eines reichen Eisenwarenhändlers identifiziert. Dieser wurde zum guten Freund des Malers und fungierte später gar als Grabträger bei dessen Beerdigung. Einen ausladenden, schwarzen Hut hat er vom Kopf genommen. Hier stützt er kokett den Arm in die Seite und scheint zu sagen: Na, was willst du von mir? Die Kleidung entspricht nicht der Mode des 18. Jahrhunderts, sondern eher dem 17. Jahrhundert, und ist somit als Studie zu verstehen. Womöglich entstammt die Komposition dem großen Niederländer Anthonis van Dyck, der mehr als 100 Jahre zuvor ein Kinderportrait von Karl II. anfertigte.
Vermutlich war das Werk keine Auftragsarbeit. Die Leinwand, die der Maler hierfür benutzte, war bereits einmal verwendet worden.
Der junge Maler zog die Landschaftsmalerei der Porträtmalerei vor, wandte sich jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auch diesem Sujet zu. Dieses Portrait steht inmitten dieses Konfliktes : der Maler nannte dies „ein Landschafts-Portrait“. Der Junge ist in nahezu realer Körpergröße dargestellt und auf die Fernsicht angelegt. Eine Anekdote berichtet, dass Gainsborough einem Besucher einmal mitteilte, der zu nah an der Leinwand stand, dass dieses nicht dazu gemacht sei, dass man an ihm rieche.
Thomas Gainsborough - Der blaue Knabe
Öl auf Leinwand, um 1770, 179 x 123 cm, Huntington Art Collection in San Marino
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