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Edgar Degas - Die Bellilli Familie

von Laura Gerstmann


Viele Jahre beschäftigte Edgar Degas die Fertigstellung dieses Familienporträts. Es ist eines seiner Frühwerke, in dem er nicht nur Genre und -Porträtmalerei kombiniert, sondern auch seine Bewunderung für Maler wie Rembrandt oder Van Dyck anklingen lässt. 

Dargestellt ist ein Teil Degas' Familie, welche ihren Wohnsitz in Italien hatte: seine Tante Laure väterlicherseits, für die er große Bewunderung hegte, ihr Gatte Baron Bellilli und deren zwei gemeinsamen Töchter Guila und Giovanna. Die Familie wurde wegen der Teilnahme des patriotischen Barons an der Revolution von 1848 aus Neapel vertrieben und lebte nun im Exil in Florenz. 


Laure steht als stolze Gattin — ihre zwei Töchter vor sich platziert — in der linken Bildhälfte in Gegenüberstellung zum mürrischen, im Sessel lehnenden Baron auf der Rechten. Nicht nur die physische Entfernung zeigt die psychische Distanz der Ehepartner, auch die Komposition des Interieurs und die nüchternen Farben verweisen auf die Spannungen innerhalb der Familie. Das große Format, die offenen Perspektiven (Tür und Spiegel) sowie der aus dem Bildraum herausragende Hund erzeugen eine unbehagliche Stimmung. Einzig die siebenjährige Guila lockert die Szene mit ihrer verspielten Geste auf dem Stuhl auf. 


Des Weiteren wird der Blick des Betrachters auf eine Rötelzeichnung neben dem Gesicht der Baronin gelenkt. Die Zeichnung stellt ein Porträt  des vor kurzem verstorbenen Großvaters Hilaire Degas dar, um welche seine Tochter Laure trauert.  Ungeklärt ist die Frage nach der augenscheinlichen Schwangerschaft der Gattin Bellillis, die zusätzlich durch eine Wiege hinter ihrer Person angedeutet wird. Das Leben im Exil und die Unzufriedenheit der Baronin in ihrer Ehe belasteten die Familie und wurde von Degas in seinem Familienporträt nachempfunden. 



Edgar Degas - Die Bellilli Familie

Öl auf Leinwand, 1834-1917, 200 x 250 cm, Musée d'Orsay in Paris


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