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Correggio - Jupiter und Io

von Alexandra Tuschka


Jupiter hat ein neues Objekt der Begierde entdeckt! Io aber, wollte sich nicht gleich hingeben. Als jungfräuliche Priesterin flüchtete vor den Annäherungen des lüsternen Jupiter. Um sie dennoch einzufangen, überzog dieser das Land mit einer dunklen Wolke und überraschte sie in der Dunkelheit. Io musste sich ihm hingeben.


Diese Geschichte wird auch von Ovid in den "Metamorphosen" erwähnt, eine der Wiederentdeckungen der Renaissance und Inspirationsquelle für viele Künstler. Die Schwierigkeit, eine Vereinigung mit einer Nebelwolke zu malen, machte das Thema interessant, wurde aber oft nicht so elegant gelöst, wie bei diesem Werk. Einige Vergleich zeigen, dass Jupiter bereits wieder seine Gestalt angenommen hat und der Nebel nur noch als Verweis im Hintergrund die Szene umhüllt. Correggio hingegen gelingt es meisterhaft, Jupiters Gesicht stufenweise aus der Nebelwolke hervortreten zu lassen, sein Arm, der Io umfasst, gleicht eher eine Klaue. Nun fügt sich das Mädchen dem Kusse. Die Kleidung ist bereits abgestreift.


Der Maler wird dem Text untreu, denn diese Io sieht nicht unglücklich aus über den spontanen Besuch. Körperlich ist sie dem Gottvater sehr wohl zugewandt, ihre Lippen öffnen sich, ihr Arm umschlingt den des Liebhabers. Auch die Untersicht ihres linken Fußes macht deutlich, dass sie diesem entgegenstreckt. Wo wir sind, wird nicht ganz eindeutig gezeigt. Offenbar befinden wir uns in der Natur, wir erkennen im Nebel noch Äste und Blätter; ein großer Krug ist rechts zu sehen. Ein Hirsch hat seinen Kopf ins Bild geschmuggelt, um am See zu trinken.

Das Thema ist aufgrund seiner Schwierigkeit, es darzustellen, vor 1531 selten. In diesem Jahr aber erhielt Corregio den Auftrag, die Liebschaften des Zeus/ Jupiters darzustellen und schuf eine Bilderfindung, die bis heute die Umsetzung des Themas maßgeblich beeinflusste.


Seine Technik ist dabei an Leonardo Da Vincis Sfumato angegrenzt. „Sfumato“ bedeutet wörtlich „verraucht“. Hierbei handelt es sich um eine Malweise, bei der weiche, verschwimmende Licht-Schatten-Modellierungen in zarten Lasuren den Bildeindruck bestimmen. Diese wird hier kombiniert mit der sinnlichen, venezianische Interpretation.


Die Umgebung ist mystisch und verstärkt die Kontraste. So sehen wir oben hellen, blauen Himmel und Io befindet sich in einer moosigen, braunen Naturlandschaft. Die weiche, helle Haut setzt sich stark davon ab. Der am Rande gezeigte Hirsch zeugt auf die sexuelle Lust. Die Eingliederung der Amphore und des Wassers wird häufig als Anspielung auf den Vater Ios gesehen, Inachos – ein Flussgott.


Das Bild entstand als ein Teil einer Auftragsarbeit einer Serie von vier erotischen Gemälden, die sich mit den Liebesabenteuern Jupiters befassen. Dieser nahm, um seiner eifersüchtigen Ehefrau zu entkommen, immer mal andere Gestalten an. Dazu gehört auch das Bild von Ganymed im gleichen Format. Hier hatte sich Jupiter in einen Adler verwandelt. Auftraggeber der Gemälde war Herzog Federico II. von Mantua. Vermutlich wurden diese beiden Werke Kaiser Karl V. zum Geschenk gemacht. Das beide eigentlich Vergewaltigungsszenen zum Thema haben, die auf der Leinwand aber einvernehmlich wirken, hat womöglich einen tieferen Grund. Sie galten als Metaphern der absoluten Macht, und ihrer trotz Widerständen, segensreichen Wirkung. Der gesamte Zyklus, mit der Leda und dem Schwan und der Danae wird als ein Höhepunkt erotisierender Malerei der Renaissance gesehen, das Gemälde selbst galt als das erotischste seiner Zeit.




Correggio - Jupiter und Io

Öl auf Leinwand, circa 1530, 162 x 73.5 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien


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