von Alexandra Tuschka
Bevor die sixtinische Madonna zum Wahrzeichen der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden wurde, gab es ein anderes Aushängeschild der Galerie: „Die heilige Nacht“ des Italieners Corregio.
Zu sehen ist das Altarbild der Kapelle der Kirche San Prospero in Reggio Emilia. Die Familie Patronieri hatte das Werk bei Correggio 1522 in Auftrag gegeben. Das Altarbild wurde das erste monumentale Nachtstück des Themas der Anbetung der Hirten in Italien.
Es ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich: Einige wild bewachsene Stufen im Vordergrund leiten den Blick auf die Hauptszene im Bildmittelpunkt, wo die junge Maria liebevoll auf das Jesuskind blickt. Links befinden sich zwei Hirten und eine Hirtin, die ihr Gesicht von dem Schein des Kindes abschirmt. Zu hell strahlt der Heiland, der hier im buchstäblichen Sinne das Licht in die Welt bringt.
Dieser Lichtglanz wird auch das „sakrale Leuchtlicht“ genannt. Diese Lösung des Malers trug maßgeblich zu der großen Berühmtheit des Gemäldes bei. Das Neugeborene erhellt als Lichtquelle den gesamten Bildraum. Ein Hirte ist als Ganzfigur im Profil zu sehen; sein hölzerner Hirtenstab zieht leicht diagonal eine Bildgrenze. Ein Hund neigt aus der Dunkelheit seinen Kopf in das Bild. Der Hirte dahinter hat den Arm selig auf die Krippe gestützt. Alle Figuren sind versetzt und asymmetrisch angeordnet. Diese Komposition hat bereits manieristischen Charakter.
Weiterhin wird die Szene oben von einer herbeieilenden Engelsschar begleitet. Eingerahmt wird der Mittelteil durch eine monumentale Säule und einen verfallenen Steinrahmen, welche den Stall symbolisieren. Hier hindurch wird der Blick auf eine Hintergrundszene gelenkt. Dort sieht man den gealterten Josef, der den Esel davon abhält, sich neugierig der Krippe zu nähern. Zwei Engel dahinter kümmern sich um den Ochsen. Eine ins Abendlicht getauchte Landschaft schließt den Bildgrund.
Correggio - Die heilige Nacht
Öl auf Pappelholz, 1522/30, 256,5 x 188 cm, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden