von Alexandra Tuschka
Ein Mann hält lachend einen Affen auf der Schulter; er hat sichtlich Gefallen daran, dass dieser ihn laust. Der Affe ist zahm – er hat ein Halsband umgebunden und sitzt entspannt auf dem Körper des Mannes. Seine rechte Hand führt er zum Mund, mit der linken wühlt er im Haar seines Besitzers. Die Beinchen sind fast wie im Würgegriff um dessen Hals geschlungen. Auch das Gesicht des Affen scheint heiter.
Die Szene zeigt vermutlich das Portrait eines Spielmannes, der mit seinem Affen zur Erheiterung der Menschen umherzog und sich somit einen Obulus verdiente. Sein zahnloses Lächeln sowie die Tatsache, dass der Affe offenbar in seinen Haaren auf der Suche nach Ungeziefer fündig geworden ist, verweist auf die Armut und Ungepflegtheit des Mannes. Der Affe selbst steht als Symbol für Einfachheit und Dummheit und könnte damit eine weitere Eigenschaft des Dargestellten andeuten.
Das in Brauntönen gehaltene Gemälde ist ein Frühwerk Annibale Carracis, der aus einer der wohl bekanntesten Malerfamilien der Neuzeit stammt. Das ungewöhnliche Bildthema zeigt eigentlich eine reduzierte Genreszene: Mann und Affe bestimmen den Bildgrund. Diese ist innerhalb des rechteckigen Formats noch einmal in einem Oval kompositorisch eingespannt.
Annibale Carracci - Mann mit einem Affen
Öl auf Leinwand, 1590er, 58,3 x 68 cm, Galerie der Uffizien in Florenz