von Alexandra Tuschka
Was für ein ungewöhnliches Bildmotiv: Zwei Personen fahren auf einem Boot über das stille Wasser des Missouri. Der ältere Ruderer scheint den Betrachter nicht so freundlich zu begrüßen wie der junge Mann in der Mitte. Dieser hat seinen Kopf in die Hand gestützt und lächelt uns müde zu. Es ist bereits Abend und womöglich haben beide einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. In der Mitte, unter dem Tuch versteckt, befindet sich der Pelzballen. Dahinter, kompositorisch wohl durchdacht, vermischen sich die Umrisse einer Insel mit dem rosafarbenen Himmel.
Das Boot zieht sich nahezu über die gesamte Bildbreite. Als Gegengewicht zum älteren Mann zeichnet sich der dunkle Umriss eines Tieres am vorderen Ende des Bootes ab. Dieser spiegelt sich auch deutlich im Wasser. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass es sich hier nicht um eine Katze handeln kann – meist wird das Tier als Bärenjunges oder Fuchs identifiziert.
Fast unbewegt erscheint der dargestellte Moment. Auch das Ruder des Mannes ist nahezu senkrecht gezeigt und vermeidet damit jegliche Dynamik. Typisch für den Maler sind die auch hier zu findenden klaren Kompositionslinien. So zieht sich das flache Boot horizontal beinah durch den gesamten Bildraum. Diese Linie wird in der Insel im Hintergrund wieder aufgegriffen. Das Tier und der Alte begrenzen die Bildseiten vertikal. Nur der Junge und die Wolkenformation setzen diagonale Akzente.
Der Gemäldetitel wurde jedoch verändert. Ursprünglich verriet er uns, dass dort ein „Französischer Händler mit seinem Mischlingssohn“ zu sehen sei. Dies spielte auf das zu Binghams Lebzeiten aktuelle Thema der ethnischen Vermischungen an. Nach dem Verkauf des Gemäldes an die American Art Union, bekam es diesen, neutraleren, Titel.
George Caleb Bingham - Pelzhändler auf dem Missouri
Öl auf Leinwand, ca. 1845, 73,5 x 93 cm, Metropolitan Museum of Art in New York