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Bartolomeo Vivarini — Maria Lactans

von Claire Deuticke


Eine stillende Frau nährt ihr Kind an der Brust. Ihr Kopf ist leicht zur Seite geneigt, der Blick gesenkt. Sie trägt ein blaues Gewand, darunter ein leuchtend rotes Kleid, unter dem sich der Bauch leicht wölbt. Beide Farben sind die traditionellen «Marienfarben». Ihr Haar wird von einem weißen Tuch umhüllt. Es ist locker um die Schulter gelegt. Das in den Armen der Mutter ruhende Kind umgreift mit den Händen die entblößte Brust, von der es gesäugt wird. Volles, lockiges Haar umgibt sein Köpflein. Es ist ein braunes Tuch gewickelt und trägt ein weißes Untergewand, aus dem nackte, wohlgenährte Beine hervorschauen. Der Hintergrund ist in einen goldenen Farbton getaucht.



Dass es sich hierbei nicht um eine Alltagsszene zwischen Mutter und Kind handelt, verraten die in Gold leuchtenden Heiligenscheine, sogenannte Nimbusse, welche die Köpfe von Mutter und Kind umringen. Obendrein erweist der Titel des Gemäldes, dass es sich hier um eine bestimmte Art der Mariendarstellung handelt - Maria Lactans, die stillende Gottesmutter. Dieses Bildmotiv tritt bereits in der alten ägyptischen Kultur auf, wo die Göttin Isis den Horusknaben stillt. Maria gibt, wie vorher Isis, mit ihrer Milch göttliche Kraft weiter. Im Christentum steht der Bildtypus außerdem symbolhaft für Fruchtbarkeit und soll durch den Akt des Stillens eine tiefe Menschlichkeit des Jesuskindes erweisen.






Bartolomeo Vivarini - Maria Lactans

Gold und Tempera auf Holz, Um 1450, 55,5 x 37,6 cm, Galeri G. Sarti in Paris

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