von Alexandra Tuschka
Sichtlich angewidert, aber mit tiefer Entschlossenheit hält Judith den Kopf des Holofernes und trennt diesen mit dem Schwert von dessen Körper. Eine treue Amme hilft ihr dabei, indem sie den Körper auf das nur leicht erkennbare Bett drückt. Obwohl Holofernes offenbar noch bei Bewusstsein ist, kann er sich nicht mehr wehren. Das mag am Wein liegen, den dieser zuvor getrunken hatte und der ihn müde machte. Die Geschichte wird im Alten Testament im Buch Judit erzählt. Der feindliche Assyrische General Holofernes hält das Volk in der jüdischen Stadt Bethulia in Schach. Judith, eine Witwe dieser Stadt, nutzt ihre weiblichen Reize und erschmeichelt sich sein Vertrauen. Bei einem geplanten Festmahl füllt sie in mit Wein ab und enthauptet ihn.
„Dann ging sie zum Bettpfosten am Kopf des Holofernes und nahm von dort sein Schwert herab. 7Sie ging ganz nahe zu seinem Lager hin, ergriff sein Haar und sagte: Mach mich stark, Herr, du Gott Israels, am heutigen Tag! 8Und sie schlug zweimal mit ihrer ganzen Kraft auf seinen Nacken und hieb ihm den Kopf ab.“
Blut spritzt und fließt gleichermaßen in alle Richtungen. Der Hintergrund ist dunkel, so dass der gesamte Betrachterfokus auf der der Vorderszene liegt. Starke Licht- und Schattenmodulation - auch "Chiaroscuro" genannt - lassen die Szene besonders dramatisch wirken. Die Gliedmaßen und wichtigen Kompositonslinien des Bildes zeigen auf Holofernes Kopf und unterstützen den Eindruck, dass hier viel Kraft aufgewendet werden muss.
Dieses Werk wird in einen stark biografischen Zusammenhang gebracht. Gentileschi verklagte ihren Lehrer Tassi, dem sie als Malschülerin anvertraut wurde, wegen Vergewaltigung. Bis heute sind die Dokumente der Auseinandersetzung erhalten und gut belegt. Obwohl sie unter Folter gesetzt wurde, dennoch bei ihrer Wahrheit blieb und Tassi verurteilt wurde, verlor sie im öffentlichen Ansehen an Ehre. Leider konnte Tassi aufgrund von guten Beziehungen der Durchsetzung der Strafe entgehen. Diese Schmach und Ungerechtigkeit beeinflussten Gentileschis Kunst in Zukunft. Dies ist nur die eines von vielen Auseinandersetzungen mit dem Thema der Ermächtigung von Frauen über männliche Gewalt und über weibliche Heldinnen.
Artemisia Gentileschi - Judith und Holofernes
Öl auf Leinwand, um 1620, 199 x 162,5 cm, Uffizien, Florenz