von Alexandra Tuschka
Bereits 1640 mit nur 16 Jahren begann Cabanel sein Studium an der Pariser Akademie und bekam eine Art Stipendium in Rom, wo er für fünf Jahre nach den alten Meistern studieren konnte. Um seine Fertigkeiten zu beweisen, schickte Cabanel dieses Werk zurück nach Paris. Hier zeigt er noch klar seine Nähe zur akademischen Lehre. Das Werk wurde von der Akademie sehr positiv aufgenommen. Auch Napoleon III. gehörte zu den Auftraggebern des Malers.
Das Werk zeigt den sterbenden Mose auf dem Berg Nebo. Im Hintergrund ist das gelobte Land Kanaa zu sehen, welches Mose zu Lebzeiten nicht betreten durfte. Hier wird jedoch eher symbolisch darauf verwiesen, indem es zwar einen weiten Blick zulässt und auch eine Wasserader Fruchtbarkeit verrät, jedoch vermisst es die idealisierte Darstellung anderer Künstler dieses Themas und bleibt detailarm. Mose ergibt sich mit geöffneten Armen bereitwillig seinem Schicksal. Er ist deutlich an seinem angestammten Attribut , den zwei Lichtstrahlen, zu erkennen. Gottvater persönlich holt Mose ab, sie sind sich nahezu ebenbürtig gegenübergestellt. Begleitet werden beide von allerhand Engeln und Putti, welche die Szene tatkräftig unterstützen. Drei schon ältere mit unterschiedlichen Kleidern hüllen Mose in Tücher ein; viele kleinere, ohne Flügel, tragen Gottvater in und aus dem Bild. Nur der helle Lichtschein um Gottes Haupt verrät seine Heiligkeit. Womöglich war Cabanel bei der Darstellung der Draperie und der muskulösen Körper von Michelangelos «Erschaffung Adams» inspiriert. Auch Raffaels «Vision des Ezekiel», welches Cabanel nachweislich kannte, ist deutlich in der Komposition erkennbar. Womöglich inspirierte dies auch die Wahl des Bildthemas, denn der «Der Tod Mose» ist ein außergewöhnlich selten gewählter Moment der alttestamentarischen Geschichte.
Alexandre Cabanel - Der Tod Mose
Öl auf Leinwand, 1851, 140 x 204 cm, Dahesh Museum of Art in New York