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Alexander Macco – Hektor schilt Paris

von Julia Bondl


Alexander Macco (1767–1849) ist ein bisher eher unbekannter Name in der Kunstgeschichte. Ein Schicksal, das so mancher verdiente Maler wie auch Malerin mit ihm teilt. Macco war mit wichtigen Persönlichkeiten aus Adel, Politik und Kultur bekannt, die er auch fleißig porträtierte. Zu diesem Zweck war er jahrelang in ganz Westeuropa unterwegs, ohne je eine feste Anstellung zu erhalten. Sein Herz hing jedoch an der klassischen Historienmalerei.

Maccos Künstlerkarriere begann an der Zeichenakademie in Mannheim, wo er seine Ausbildung 1784 mit Auszeichnung abschloss. Diese Phase seines Schaffens stand noch unter dem Einfluss des späten Barock. Durch die finanzielle Unterstützung seines Markgrafen konnte der junge Künstler anschließend zur Weiterbildung nach Rom reisen – der Traum eines jeden Künstlers seiner Zeit. Er mischte sich unter die deutsch-römische Künstlergemeinschaft, profitierte von den dort geknüpften Kontakten und ließ sich von der antiken Atmosphäre der Stadt und ihrer Kunst inspirieren. Während seines Aufenthalts in Rom näherte sich Macco in Stil und Thematik der Kunst des Klassizismus an. Antike Themen, klare Linien und Staffagen, wie Säulen und Tempelarchitektur, waren jetzt besonders gefragt. Der berühmte französische Klassizist Jacques-Louis-David stellte im gleichen Jahr, in welchem Macco nach Italien reiste, sein ikonisches Gemälde „Der Schwur der Horatier“ in der Hauptstadt aus. Davids Gemälde sorgte über Landesgrenzen hinweg für Furore. Künstler vieler Disziplinen ließen sich von ihm inspirieren – auch Alexander Macco. Gerade sein Historiengemälde „Hektor schlit Paris“ enthält viele Referenzen auf Davids Werk.

Macco wählte in diesem Fall ein Thema aus Homers Ilias und konstruierte einen fiktiven Moment aus dem Trojanischen Krieg:

Paris (mi.) wird von seinem Bruder Hektor (li.) zur Rede gestellt, da er dem Spartaner Menelaos im Zweikampf unterlag. Ein Triumpf hätte den Krieg zwischen Griechen und Trojanern, den Paris’ selbst ausgelöst hatte, endlich beendet. Sein Urteil über die Schönste der drei Göttinnen Athene, Hera und Aphrodite war nämlich Stein des Anstoßes gewesen. Letztere hatte ihm als Belohnung die hübsche Helena versprochen. Obwohl diese bereits verheiratet war, entführte Paris sie und entfachte so den Trojanischen Krieg. Macco setzt die Figuren aus der griechischen Mythologie, wie David, in eine antike Kulisse – gefüllt von klassizistischen Sockeln, eckigen Säulen und einer vergoldeten Statue: Aphrodite mit dem Apfel – ein Hinweis auf die Vorgeschichte dieser Szene.


Der dunkle Raum soll auf diese Weise wohl an das Innere eines Tempels erinnern. Ein Fenster im Hintergrund gibt den Blick auf Säulenarchitektur und einen strahlend blauen Himmel frei. Wie man an den Bodenfließen erkennen kann, wird der strenge Bildaufbau von der Zentralperspektive dominiert. Die Linien treffen sich – wie passend – in der Brust des verliebten Paris (mi.). Neben der strengen Perspektive, weist auch die Dreiteilung der Personengruppen im Bild Ähnlichkeit mit Davids Gemälde auf. Selbst die Frauengruppe ordnet Macco, wie sein Vorbild, am rechten Bildrand an. Hier handelt es sich wohl um Helena im weißen Gewand samt Tiara und um ihre Dienerinnen. Erschrocken unterbrechen sie ihre Arbeit mit kostbaren Stoffen und sehen gebannt zu Hektor, der in voller Rüstung den linken Bildrand einnimmt. Er ähnelt durch seine Körperhaltung, den Speer und seinen Helm einem der drei Horatier. Paris – mittig im Bild – der die Standpauke seines Bruders vor aller Augen über sich ergehen lassen muss, scheint als einzige Figur nicht von David inspiriert zu sein. Er hat sich zu diesem Zeitpunkt schon seiner Rüstung entledigt. Sein Helm steht auf einem Pfeiler, Pfeilköcher und Bogen liegen zu seinen Füßen. Das Schwert legt er gerade entmutigt auf einem Sockel ab. Sein Blick ist zu Boden gerichtet. Macco zeigt hier etwas Seltenes: einen gedemütigten, besiegten Paris.


Diese Komposition zeigt, wie sehr Alexander Macco nach seinem Aufenthalt in Rom die Paradigmen des Klassizismus verinnerlicht hat und in Bildaufbau und thematischer Umsetzung – wie viele andere Maler auch – Jacques-Louis-David nacheiferte.


Gezwungen durch die aufgewühlte politische Stimmung in Europa nach der Französischen Revolution 1789 und den Napoleonischen Kriegen verließen viele ausländische Künstler Italien Richtung Heimat. Alexander Macco schloss sich ihnen im Jahr 1797 an. Ab diesem Zeitpunkt begann für Macco eine rastlose Zeit. Er reiste von Auftrag zu Auftrag, von Stadt zu Stadt und porträtierte den Adel und das Bürgertum Europas.


Eines dieser Porträts wird im Folgebeitrag thematisiert. Werke von Alexander Macco, unter anderem auch das oben besprochene „Hektor schilt Paris“, sind von 17.09.–13.11.22 in der Sonderausstellung „Macco. Von Rom nach Bamberg“ in der Residenz Bamberg zu sehen. Ein Besuch lohnt sich!


Alexander Macco - Hektor schilt Paris

1813, Öl auf Leinwand Bayerische Schlösserverwaltung, Neue Residenz Bamberg

(c) Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Scherf / Andrea Gruber, München


Jacques Louis David - Der Schwur der Horatier

Öl auf Leinwand, 1794, 330 x 425 cm, Musée de Louvre in Paris

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