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Albrecht Dürer - Selbstbildnis

von Alexandra Tuschka


Im Museo del Prado in Madrid hängt ein Bild, welches trotz seiner geringen Größe von nur 40 x 52 cm viel Aufmerksamkeit erregt. Albrecht Dürer ist kaum zu verkennen; hier sehen wir ihn im Dreiviertelprofil als Halbfigur. Das Selbstbildnis zeigt den Nürnberger Künstler im Alter von 26 Jahren -so verrät es die Inschrift („Das malt Ich nach meiner gestalt / Ich was sex vnd zwenczig jor alt“"). Darunter sehen wir das berühmte Monogramm, bestehend aus seinen Initialen A und D. Er schaut den Betrachter an und trägt ungewöhnlich feine Kleidung. Er hat ein weißes Hemd an, welches leichte Falten wirft und eine goldene Borte hat.

Darüber ist ein tief ausgeschnittenes Wams mit langen Ärmeln zu sehen. Die Unterarmmanschette sowie die Mütze sind schwarz-weiß gestreift. Letzte sieht aus wie eine Zipfelmütze mit Fransen, entspricht aber der damaligen Mode im nordalpinen Bereich. Darunter sind seine goldenen Locken, sein Markenzeichen, gut zu erkennen. Über die linke Schulter wurde ein schwerer Mantel gelegt, der nur von einer Kordel gehalten wird.

Den Arm hat er locker auf die Brüstung gelegt und symbolisiert so auch eine Grenze zwischen dem Bild- und dem Betrachterraum. Die Finger in wertigen Lederhandschuhen sind locker ineinander verschränkt. Rechts öffnet sich ein Fenster und lässt einen Blick auf eine bergige Landschaft erahnen. Diese ist nicht identifiziert, aber vermutlich von seiner Reise von Nürnberg nach Venedig inspiriert. Hierfür musste Dürer die Alpen überqueren, dies meist zu Fuß. Dabei fertigte er zahlreiche Skizzen und Aquarelle, die ihm später zur Gestaltung von Hintergründen dienen konnten. Zum feinen Aussehen passt auch die Aussage eines Brief des Künstlers an seinen Freund Willibald Pirckheimer im Entstehungsjahr über Italien: "Hier bin ich ein feiner Herr, zuhause bin ich ein Parasit."


Das Werk zeigt einerseits Dürers Selbstbewusstsein als Künstler und auch sein großes Talent zu Wiedergabe individueller Physiognomie. Die Wahl des Bildausschnittes im Halbfigurenformat, die Pose mit dem entspannten Arm und der Fensterausschnitt sind Elemente, die er recht offensichtlich der venezianischen Malerei entlehnte. Dass er aber bei der Ausarbeitung seines Aussehens auf die Idealisierung seiner selbst verzichtete, verdeutlicht seine nordalpinen Wurzeln.


Um das Werk richtig zu verstehen, ist es wichtig, dass Künstler im Mittelalter als reine Handwerker gesehen wurden, die ausführenden und keinen schöpferischen Charakter hatten. Dürer war einer der ersten Künstler, die sich von dieser Vorstellung verabschiedeten. Das zeigt einerseits das Monogramm, eine Art Markenzeichen, welches seine Individualität ausdrückt; aber auch diese selbstbewusste Inszenierung als Edelmann. Dürer verzichtet bewusst darauf, sich hier als Maler erkennbar zu machen. Auch die Handschuhe sind ein deutliches Indiz dafür; denn welcher Maler würde mit feinen Handschuhen malen. Vielmehr reiht sich Dürer in die Darstellungsweise der Aristokratie und höheren Bürgerschicht ein.


Es wird vermutet; dies gilt auch für das Selbstbildnis im Pelzrock; dass der Maler mit seinem Werk auch eine Art Aushängeschild für sein Können ausdrücken wollte; welches potenziellen Kunden einen Einblick in die Qualität seiner Arbeit gibt. Mit diesem Werk konnte er die Wiedergabe der Physiognomie, die gelungene Darstellung verschiedener Stoffe sowie der Ausblick in die Landschaft exemplarisch verbinden. Zudem zeugt sein Präsentation in diesem Werk von einer Aufwertung der Künstlerpersönlichkeit, lange bevor sich diese Haltung auch gesellschaftlich durchgesetzt hatte.



Albrecht Dürer - Selbstbildnis

Öl auf Leinwand, 40 x 52 cm,1498, Museo del Prado, Madrid



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