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Pieter Bruegel d.Ä. - Schlaraffenland

von Alexandra Tuschka


Das scheint eine Mahlzeit zu viel gewesen zu sein! Drei Männer liegen auf dem Boden und sind zu nichts mehr zu gebrauchen. Ihre Arbeitswerkzeuge – eine Lanze, ein Dreschflegel und Bücher liegen unmotiviert neben ihnen auf dem Boden, ihre Kleidung geht ebenso wie ihre Körper bereits aus der Form. Durch ihre Attribute zeichnen sich die Männer als Soldat, Bauer und Gelehrte aus und stehen somit für die drei Stände des Mittelalters, zählt man den Kleriker zum Gelehrten hinzu. Ein Knappe, der den Ritter begleitet hat, öffnet den Mund in der Hoffnung, dass bald einer der Fladen vom Dach herabfällt. Damit wird auch auf ein niederländisches Sprichwort abgezielt, nach welchem jemand, der „Fladen auf dem Dach hat“ alles besitzt und sich um nichts kümmern muss.

Grundlage für dieses Werk ist eine 1546 erschienene Erzählung nach Hans Sachs, in welcher das Schlaraffenland in Versen beschrieben wird.  


"...Eine Gegend heißt Schlaraffenland, den faulen Leuten wohlbekannt; die liegt drei Meilen hinter Weihnachten. Ein Mensch, der dahinein will trachten, muß sich des großen Dings vermessen und durch einen Berg von Hirsebrei essen; der ist wohl dreier Meilen dick; alsdann ist er im Augenblick im selbigen Schlaraffenland. Da hat er Speis und Trank zur Hand; da sind die Häuser gedeckt mit Fladen, mit Lebkuchen Tür und Fensterladen. Um jedes Haus geht rings ein Zaun, geflochten aus Bratwürsten braun..."


Bruegel orientiert sich hier deutlich am Quelltext: auch hier hat sich ein Neuankömmling im rechten Bildrand durch einen Teig gegessen, auch hier finden wir Zäune aus Würsten und Fladen auf dem Dach. Auch andere Speisen laufen verzehrfertig vor einem Meer aus Milch umher. Ein Schwein hat bereits ein Messer im Rücken, eine Gans schmiegt sich anbiedernd in einen Teller und ein Ei mit einem Löffel will ebenso auf sich aufmerksam machen, um gegessen zu werden. Leider erfolglos! Die Utopie eines Landes, in welchem man nie arbeiten muss und in dem Nahrung in Hülle und Fülle vorhanden ist, schien in Zeiten der echten Hungersnöte wie eine Paradiesvorstellung – Bruegel schafft mit seinem Werk aber eine Anti-Utopie, die eher an die Todsünde der Völlerei erinnert. Die Nahrungsaufnahme hat hier das gesunde Maß verlassen. 



Pieter Bruegel d.Ä. - Schlaraffenland

Öl auf Holz, um 1576, 52 x 78 cm , Alte Pinakothek in München


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