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Paul Cézanne - Äpfel und Orangen

von Alexandra Tuschka


Dieses Stillleben ist alles andere als "still". Schon die nach rechts aufsteigende Diagonale des Tisches, auf welchem Äpfel und Orangen sowie eine hübsch bemalte Kanne Platz gefunden haben, bringt unwahrscheinliche Dynamik ins Spiel. Dazu gesellen sich die bunten und wild gerafften Tischtücher. Auch das weiße Tischtuch ist nicht mehr säuberlich ausgebreitet, sondern ebenso spontan gerafft worden. Der Hintergrund zeigt sich als mattes Braun.

Dieser spontane Eindruck war allerdings kein Zufall. Cézannes Zeitgenossen überlieferten, wie dieser die Komposition mit Bedacht wählte; Früchte und Gegenstände durch die Gegend schon und neu arrangierte, bis alles passte. Auch existieren mehrere Versionen dieses Arrangements. Durch die Wahl des Malers auf Äpfel und Orangen haben wir es mit zwei Fruchtsorten ähnlich runder Form zu tun, aber dennoch anderen Farbnuancen. Auch gelingt es Cézanne trotz der Abstrahierung die unterschiedliche Haptik beider Früchte zu verkörpern. Der Orange nimmt er die klaren Umrisse, sie wirkt somit weicher, während die Äpfel im Vordergrund noch durch klarere Konturen einen härteren Eindruck vermitteln. Die unterschiedlichen Farbnuancen setzen die Früchte zudem voneinander ab.


In diesem Werk können wir bereits kubistische Ansätze erkennen, denn auch Cézanne vernachlässigt die strenge Wiedergabe der "richtigen" Perspektive und stellt lieber die Wahrnehmung des Objekts aus einem ganzheitlichen Aspekt in den Vordergrund. Die vielen Dopplungen und unterschiedlichen Ansichten der beiden Objekte "Orange" und "Apfel" machen dies möglich. So erkennt man dieses Spiel auch beim Vergleich von Krug und Teller. Den Krug sehen wir nur leicht von oben, den Teller aber schon drastischer. In der Realität würde dieser wohl vom Herabfallen bedroht sein.


Durch die Farbwahl und den Kontrast der Früchte auf der weißen Tischdecke ist das Werk äußerst lebendig. Die Wahl der zwei Früchte ermöglichen intensive Farbspiele mit Orange, Grün und Rot. Auch die Decke scheint an einigen Stellen die Farben zu reflektieren. Der orientalische Wandteppich, der den linken Teil des Werkes ausmacht, ist ein häufiges Motiv und gehörte zum Inventar des Ateliers Cézannes in Aix-en-Provence. Auch der Stoff rechts wurde nachweislich mehrfach vom Maler verwendet. Und auch das weiße Tischtuch hat den Maler als Motiv fasziniert. Cézanne erklärte nämlich: "In meiner ganzen Jugend wollte ich das malen, dieses Tischtuch aus frischem Schnee."


Das Stillleben ist als Eigengattung im 17. Jahrhundert, dem sogenannten "goldenen Zeitalter" der Niederlande entstanden und erlebte bei den Impressionisten ein Revival. Cézanne beschäftigte sich mit dem Stillleben zunehmend im späteren Lebensalter. Er gilt mit seinen Stillleben als Erneuerer dieser Gattung und Vorbote des Kubismus.



Paul Cézanne - Äpfel und Orangen

Öl auf Leinwand, ca. 1899, 74 x 93 cm, Musée du Louvre, Paris

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