von Laura Gerstmann
Ungelenk, scheinbar mit den Hufen vom Boden losgelöst schwebt das Blaue Pferd I von Franz Marc auf der Leinwand. Den Kopf zur Seite geneigt wirkt es in sich gekehrt, fast schon ein wenig traurig. Es ist eines der berühmtesten Pferde der Welt, eines der Hauptwerke Marcs und steht für die Künstlergruppe die Blauen Reiter. Das Blaue Pferd ist Inbegriff der Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts.
Heute gehört es zu den beliebtesten Bildern aller Zeiten und war dennoch zu Entstehungszeit nicht nur verpönt, sondern wurde sogar bespuckt. Den Menschen war es fremd, bunte und zugleich abstrahierte Tierdarstellungen vorgeführt zu bekommen. Zu sehr herrschte noch die naturalistische Darstellungsweise. Heute sind dies genau die Gründe, die das Pferd so beliebt machen: ausdrucksstarke Farben und eine klare Komposition .
Marc verfolgt in seinen Werken immer die Intention des Emotionalisierens seiner Darstellungen. Dieses Emotionalisieren schlägt sich auch in der Farbgebung wieder, da er sich intensiv mit der Wirkung der Farbe beschäftigte und sogar sein eigenes Farbgesetz entwickelte. Somit steht Blau für das «männliche Prinzip»: das Geistige, Gelb für das «weibliche Prinzip» und Rot für die Farbe der Materie: das Wilde, Ungezähmte. Die Farbe Blau gilt als die wichtigste für Marc, als Symbol des Geistes, als etwas nicht materielles, das die Seele und den Geist der Natur und Tiere darstellen sollte.
Franz Marc - Blaues Pferd I
Öl auf Leinwand, 1911, 112 x 84,5 cm, Lenbachhaus in München