von Alexandra Tuschka
Bleibt er sitzen? Springt er davon? – Dürers Feldhase ist so lebendig, dass man meint, er harre nur noch einige Sekunden für uns zur Betrachtung aus. Dass Dürer von einem lebenden Tier gesessen haben könnte, ist jedoch praktisch auszuschließen. Alle biologischen Details sind erfasst – die Härchen des Felles sind einzeln zu erkennen, die Schnurrhaare des Hasen, die Löffel, das feine Gesicht – dennoch handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie, sondern um ein höchst belebtes Werk. Für diese „Lebendigkeit“ wurde Dürers Hase oft gerühmt.
Bereits Zeitgenossen kopierten das Motiv und leiteten somit einen neuen Bildtypus ein – das Tierstück. Dass hier ein abgeschlossenes Bildmotiv vorliegt, verrät auch Dürers Signatur, die das Werk als fertig kennzeichnet. Von links trifft den Hasen ein goldenes Licht, welches einen diffusen Schatten. Auch das Auge wird davon getroffen und erstrahlt lebendig. Diese wird zudem verstärkt, da sich ein Fensterkreuz in dessen Auge spiegelt. Dies ist ein Motiv der niederländischen Malerei und ein formelhaftes Element.
Albrecht Dürer - Der Feldhase
Aquarell und Deckfarben, 1502, 25 x 23 cm, Albertinum in Wien
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