von Alexandra Tuschka
1884 wurde „das Treffen“ im Salon ausgestellt. Die Presse und die Zeitgenossen waren voll des Lobes, und doch kann man in den Tagebucheinträgen der Künstlerin eine klare Enttäuschung ausmachen. Sie hatte gehofft, mit ihrem Werk noch einmal gesondert ausgezeichnet zu werden. „Es bleibt nichts mehr für mich übrig. Ich bin ein erniedrigtes Wesen, ich bin am Ende.“ Die an Tuberkulose erkrankte Künstlerin sollte noch im Jahr der Ausstellung ihrer Krankheit erliegen.
Das von ihr eingereichte Werk zeigt ein paar Jungen an einer Straßenecke. Sie scharen sich um ein undefiniertes Objekt, welches offenbar der Grund ihres Treffens ist. Aufgrund ihrer ärmlichen Kleidung weisen sich die Jungen als Arbeiterkinder aus. Auch die Umgebung, der Holzzaun und die darauf befindlichen Schmierereien verstärken diesen Eindruck.
Es ist nicht zu vermuten, dass die Künstlerin mit ihrem Bild soziale Dimensionen thematisieren wollte. Vielmehr übernahm sie Stereotypen und nutzte ihr Werk für den Ausdruck kindlicher und verschiedenartiger Affekte.
Marie Bashkirtseff - Das Treffen
Öl auf Leinwand, 1884, 19,3 x 17,7 cm, Musée d'Orsay in Paris